Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessern
Für Arbeitsminister Günter Baaske ist Familienfreundlichkeit ein entscheidender Standortvorteil im Wettbewerb um Fachkräfte. Auf der Konferenz der Betriebsräte- und Personalverantwortlichen sagte er heute in Potsdam: „Wir können es uns nicht leisten, Menschen wegen familiärer Verpflichtungen von der Arbeitswelt auszuschließen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss weiter verbessert werden. Vor allem Frauen müssen bei der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftiger Angehöriger stärker unterstützt werden.“
Auf der Tagung unter dem Motto „Wettbewerbsvorteil Familienbewusstsein – Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ diskutierten mehr als 100 Betriebsrätinnen und Betriebsräte sowie Personalverantwortliche aus allen Branchen und Regionen über die Situation in den Betrieben. Eingeladen hatten neben Baaske die Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg, Doro Zinke, und der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB), Christian Amsinck.
Baaske: „Der demografische Wandel macht auch vor dem Arbeitsmarkt nicht halt. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter um rund 30 Prozent zurückgehen. Wer auch zukünftig qualifiziertes und motiviertes Personal gewinnen will, muss ein Bewusstsein für Familien in die Betriebskultur fest verankern. Denn neben guten Löhnen und attraktiven Arbeitsbedingungen zählt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu den wichtigsten Kriterien bei der Arbeitsplatzwahl. In Brandenburg gibt es bereits eine Vielzahl von guten Beispielen an familienfreundlichen Maßnahmen, zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, Betriebskitas oder die Kooperation von Unternehmen mit Pflegeeinrichtungen. Auch die Kinderbetreuung ist im Ländervergleich spitze. In der Personalpolitik sehe ich in Sachen Familienbewusstsein aber noch Entwicklungsmöglichkeiten.“
DGB-Vorsitzende Doro Zinke: „Zuerst war es die Kinderbetreuung, inzwischen nimmt die Pflege von Familienangehörigen stetig zu. Die Fürsorgetätigkeiten führen zu Erwerbsbiografien mit Unterbrechungen, Arbeitszeitreduzierungen oder Brüchen in der Karriereentwicklung. Hier entstehen Nachteile in der beruflichen Entwicklung, die selten im Laufe des Erwerbslebens ausgeglichen werden. Darüber hinaus tragen soziale Verunsicherungen wie Leiharbeit oder befristete Beschäftigung dazu bei, die Zukunftsperspektiven von Beschäftigten zu schmälern. Prozesse der Entgrenzung von Erwerbsarbeit und Familie lassen die zeitlichen Spielräume in Familie schwinden. Hier sind Politik und Gewerkschaften gefordert, neben kollektiven Absicherungen individuelle Optionen für eine flexible Arbeitszeitgestaltung im Lebensverlauf zu ermöglichen.“
UVB-Geschäftsführer Alexander Schirp: „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wichtiges Handlungsfeld innerhalb der Fachkräftestrategie, auf die sich Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften gemeinsam mit dem Land Brandenburg verständigt haben. In quantitativer Hinsicht geht es dabei für den Standort Brandenburg darum, seine Spitzenposition bei der Erwerbs- und Vollzeitquote von Frauen zu behaupten. Auf betrieblicher Ebene trägt eine familienorientierte Personalpolitik dazu bei, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Ein wichtiges Anliegen der heutigen Konferenz ist es, auch die qualitativen Aspekte sichtbar zu machen, die sich mit Mitarbeiterorientierung und Familienfreundlichkeit verbinden. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Brandenburg mit seiner rückläufigen Bevölkerungszahl werden Innovationskraft und Produktivität weiter an Bedeutung gewinnen. Auf diesem Weg können die Unternehmen in Brandenburg auf zahlreiche von den Sozialpartnern getragenen oder mit initiierten Unterstützungsangebote zurückgreifen.“
Unterstützung gibt es auch vom Land: Die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit bei der LASA Brandenburg GmbH führte seit 2008 rund 4.500 Beratungen von Beschäftigten und Arbeitgebern zu Fragen rund um die Gestaltung von Mutterschutz- und Elternzeit, die Rückkehr an den Arbeitsplatz sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch. Sie unterstützt Arbeitgeber auch bei der Suche nach Ersatzkräften während familienbedingter Fehlzeiten.
Von 2006 bis 2011 hat das Arbeitsministerium kleine und mittelgroße Betriebe beim audit berufundfamilie mit Fördermitteln aus dem Europäischen Sozialfonds unterstützt. Das audit hilft Betrieben, eine familienbewusste Personalpolitik mit konkreten Maßnahmen nachhaltig umzusetzen. Baaske: „Das audit hat sich in der Praxis als ein gutes Instrument erwiesen. Über 50 Unternehmen, Hochschulen und Einrichtungen in Brandenburg haben das Zertifikat bereits erhalten.“
Die Konferenz der Betriebsräte und Personalverantwortlichen fand im Rahmen des Brandenburger Sozialpartnerdialoges statt, der vor zwei Jahren startete. Darin entwickelt das Arbeitsministerium gemeinsam mit den Dachverbänden Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB) sowie den jeweiligen Sozialpartnern aus den Branchen Metall und Elektro, Chemie, Bau, Handel sowie Hotel und Gaststätten Antworten auf die gesellschaftlichen und arbeitspolitischen Herausforderungen.
Potsdam, 23.05.2013Veröffentlicht von:
Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie
