Artenvielfalt: Chancen ergreifen - gezielte Maßnahmen treffen
Potsdam - Ziel der Landesregierung ist es, die biologische Vielfalt zu erhalten und den Verlust der Arten zu stoppen. „Das Internationale Jahr der Biodiversität ist ein guter Anlass, um dem Schutz der biologischen Vielfalt mehr Aufmerksamkeit zu schenken und das Thema stärker in politische und gesellschaftliche Prozesse zu integrieren“, so Umweltministerin Anita Tack (Linke) heute in Potsdam.
Artenverlust ist irreversibel, verpasste Chancen kehren nicht zurück. Gefährdungsanalysen zeigen aber auch, dass gezielte und rechtzeitig durchgeführte Maßnahmen beachtliche Erfolge erzielen können. „Dort, wo gefährdete Arten engagiert geschützt und ihre Lebensräume gegen Zerstörung verteidigt werden, kann die Natur auch wieder zu alter Vitalität zurückfinden“, sagt die Umweltministerin. Positive Trends gibt es beispielsweise bei Fisch- und Seeadler. Gab es 1990 hierzulande nur noch knapp über 50 Seeadler-Brutpaare, waren es 2007 bereits 143. Noch deutlicher ist der Bestandszuwachs beim Fischadler: 1990 noch mit 100 Brutpaaren vertreten, hat sich der Bestand mehr als verdreifacht. Dagegen gibt es eine negative Bestandsentwicklung bei Wiesenbrütern. So gibt nur noch 77 Brutpaare des Brachvogels und 13 Brutpaare der Uferschnepfe.
Um die biologische Vielfalt zu erhalten und den Artenverlust zu stoppen, setzt die Landesregierung die Bundesstrategie zur biologischen Vielfalt über landesspezifische Maßnahmen um.
Dabei konzentriert sie sich u.a. auf:
Ausweisung von Natura 2000-Gebieten
Ein Viertel der Landesfläche Brandenburgs gehört zum europaweiten Schutzgebietsnetz "Natura 2000". Dieses besteht aus Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat-FFH-Gebieten. Diese Gebiete leisten den zentralen Beitrag für die Erhaltung der biologischen Vielfalt im Lande.
Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes und Moorschutz
Die Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes, darunter auch der Moorschutz, ist ein Schwerpunktthema der Brandenburger Umweltpolitik für die nächsten Jahre. Zur Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung noch vorhandener Moorflächen als Wasserspeicher, Kohlenstoffsenken, Lebensraum und Nutzfläche wird ein Moorschutzprogramm entwickelt.
Gewässerrenaturierung und Hochwasservorsorge
Gewässerrenaturierung ist Naturschutz und nachhaltige Hochwasservorsorge. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Lenzener Elbtalaue“ wird die Deichrückverlegung des Landes durch die Altdeichschlitzung und Biotop lenkende Maßnahmen begleitet. Auf einem Areal von ca. 420 ha wurde eine von Überflutungsdynamik geprägte Auenlandschaft wiederhergestellt. Das ist in dieser Dimension bundesweit einmalig.
Biotopverbund und Wildtierkorridore
Die intensive Flächennutzung führt zur Isolierung und Verinselung von Lebensräumen und ihren Bewohnern. Um einen Austausch und die Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten zu ermöglichen, sollen Biotope miteinander verbunden werden und Wildtieren wieder die Möglichkeit gegeben werden, zu wandern.
In diesem Jahr wurde begonnen, drei Grünbrücken über Bundesautobahnen zu bauen. Möglich wird dies mit Mitteln des Konjunkturpakets II der Bundesregierung. Für die Folgejahre ist die Errichtung von 2 weiteren Grünbrücken geplant. Insgesamt werden Baumittel in Höhe von über 27 Mio. € nach Brandenburg fließen.
Wildnis
Wir prüfen, bis 2020 auf ca. 60.000 ha Fläche im Land wieder Wildnis zuzulassen. Geeignete Flächen liegen im Nationalpark Unteres Odertal, in den Kernzonen der Biosphärenreservate, auf ehemaligen Truppenübungsplätzen und in Bergbaufolgelandschaften. Dies entspricht dem Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie, bis 2020 auf 2 % der Fläche Deutschlands wieder Wildnis entstehen zu lassen. Unterstützt wird die Landesregierung hierbei durch die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg.
Umweltbildung
Zu den Zielen des Naturschutzes in Brandenburg gehört es, die Umweltbildung im Hinblick auf die „Biologische Vielfalt“ fortzuentwickeln, die Rahmenbedingungen für Bildungsangebote zu verbessern und in Richtung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung weiterzuentwickeln. Nachwachsende Generationen haben zunehmend Probleme, Artenvielfalt zu erkennen. Mit speziellen Exkursionen und Jugend-Ranger-Programmen soll dem begegnet werden.
„Man muss in kein Flugzeug steigen, um biologische Vielfalt zu erleben und zu entdecken“, sagt Tack. Auch in Brandenburg trage für einige Lebensräume und Arten eine besondere Verantwortung, sowohl national als auch international. „Unsere europäischen Buchenwälder sind beispielsweise ein einzigartiges Naturerbe. Brandenburg strebt mit dem Grumsin die Anerkennung als UNESCO-Weltnaturerbe an“, sagt die Ministerin. Buchenwälder bieten Lebensraum für mehr als 10.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und sind ein Schwerpunkt der Biodiversität.
Mitte September wird die Expertenkommission der Internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN), gemeinsam mit Behördenvertretern und Vertretern der Region das Gebiet im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin bereisen.
Potsdam, 31.08.2010Veröffentlicht von:
Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg
