Weniger Schulabgänger - weniger Azubis
Eine Umfrage der Handwerkskammer Potsdam unter ihren Mitgliedsbetrieben macht das Dilemma auf dem Ausbildungsmarkt deutlich: Rund 90 Prozent der Befragten wollen 2010/11 gleich viele (82 %) oder sogar mehr Lehrlinge (8 %) ausbilden als bisher, doch 44 Prozent sagen zugleich, es ist schwer, geeignete Lehrlinge zu finden!
Innerhalb eines Jahres hat sich damit die Zahl der Handwerksbetriebe mehr als verdoppelt, die Probleme bei der Nachwuchsgewinnung haben, denn 2009 waren 20 Prozent dieser Meinung gewesen.
Bei den Betrieben, die derzeit Lehrlinge ausbilden und über entsprechende Erfahrungen verfügen, sind inzwischen 75 Prozent der Meinung, dass es schwer ist, geeignete Azubis zu finden. 2009 hatten „nur“ 32 Prozent diesen Grund angegeben, warum sie ihre Ausbildungsleistungen nicht verstärken.
Der demografische Wandel, d. h. die geringere Zahl von Schulabgängern trifft das Handwerk hart. Hinzu kommt, jeder 3. Ausbildungsbetrieb hält die Bewerber für eine Ausbildung nicht geeignet, da die schulischen Leistungen und das persönliche Auftreten der Jugendlichen nicht den Anforderungen der Betriebe entsprechen. Es ist nicht selten, dass ausbildungswillige Handwerker bisher noch keine einzige Bewerbung für das künftige Lehrjahr 2010/11 erhalten haben. Die Handwerkskammer befürchtet daher erneut einen Rückgang der Lehrlingszahlen.
Ein Indiz dafür ist auch die zum 1. Juni 2010 unverändert sehr gut gefüllte Lehrstellenbörse der Potsdamer Kammer im Internet. 646 freie Lehrstellen in 68 Ausbildungsberufen sind aktuell unter www.hwk-potsdam.de zu finden, vom Augenoptiker bis zum Zimmermann.
Aktionstag Ausbildung am 9. Juni
Da das Nachwuchsproblem alle Handwerksbetriebe in Deutschland betrifft, findet am 9. Juni in der Handwerkskammer in Potsdam und zeitgleich von 12 bis 18 Uhr im Zentrum für Gewerbeförderung in Götz ein Aktionstag für Ausbildung unter dem Motto „Nehmen Sie Ihre Zukunft in die Hände! Kommen Sie ins Handwerk!“ statt, der sich vorrangig an die Schüler der 10. Klassen richtet, die noch nicht wissen, was sie nach dem Ende der Schulzeit beruflich beginnen sollen. Das ist jedoch nur eine von zahlreichen Aktionen, mit der die Handwerkskammer Potsdam ihre Mitgliedsbetriebe bei der Suche nach Lehrlingen unterstützt.
Nachwuchswerbung
Der Werbung von Berufsnachwuchs wird von den Unternehmen selbst zunehmend Bedeutung beigemessen. 62 Prozent der Ausbildungsbetriebe melden freie Lehrstellen der Arbeitsagentur. Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer im Internet nutzen 30 Prozent und 14 Prozent offerieren auf der eigenen Homepage ihre Ausbildungsplätze. Dabei sind natürlich Mehrfachnennungen möglich und in der Praxis auch gewünscht, denn viele Wege führen zum Ziel.
Die Direktwerbung in Schulen wird bisher jedoch nur von jedem zehnten Betrieb praktiziert. „Da muss sicher noch mehr getan werden, um den Schülern zu zeigen, welche guten Zukunftschancen es für sie hier und heute gibt“, so Eva Gatzky, Abteilungsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer Potsdam. „Rechtzeitig an die Schüler herangehen, mit den Stärken des eigenen Betriebes und den interessanten Seiten des Berufes werben, wird immer wichtiger, wenn man beim ‚Kampf um die Schulabgänger’ nicht leer ausgehen will.“
Lehrlingszahlen
Zum 31. Dezember 2009 waren bei der Handwerkskammer Potsdam insgesamt 4.913 Lehrverträge registriert (alle Berufe, alle Lehrjahre). Im letzten Jahr wurden 1.328 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen (2008: 1.429).
Veröffentlicht von:
Handwerkskammer Potsdam
