Stolperstein für den Sozialdemokraten Fritz Schüler
Die Landeshauptstadt verlegt am Sonntag, dem 1. Dezember 2013 um 11 Uhr den 26. Stolperstein in Potsdam. Oberbürgermeister Jann Jakobs, der Kölner Künstler Gunter Demnig und die Schülerinnen und Schüler der Voltaire-Schule ehren damit den Sozialdemokraten Fritz Schüler, der im Konzentrationslager Sachsenhausen umgekommen ist wurde. An der Verlegung des Stolpersteins wird auch der Sohn von Fritz Schüler, Horst Schüler, mit seiner Familie teilnehmen.
„Damit erinnern wir dauerhaft an diesen schrecklichen Abschnitt deutscher Geschichte und setzen den Opfern ein ehrendes Andenken", sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Die Stolperstein-Verlegung ist zudem ein wichtiges Projekt für die Landeshauptstadt, weil es von Potsdamer Schülerinnen und Schülern vorangebracht wird."
Das Gedenken und die Verlegung des Stolpersteins beginnen am Sonntag um 11 Uhr in der Großbeerenstraße 152, wo Fritz Schüler mit seiner Frau und seinen Kindern wohnte. Der Sozialdemokrat wurde aufgrund seines politischen Engagements gegen den Nationalsozialismus 1942 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und verstarb dort am 5. Dezember des gleichen Jahres.
Fritz Schüler war am 4. Oktober 1894 in Ketzin geboren worden. Verheiratet war er mit der 1896 in Potsdam geborenen Hertha, geb. Kleinschmager. Gemeinsam hatten sie vier Kinder, von denen nur noch Horst Schüler, der 1924 geboren wurde, lebt. Von Beruf war Fritz Schüler Ableser von Wasserverbrauchsuhren bei den Charlottenburger Wasserwerken. Dort war er auch bis 1933 Betriebsrat.
Eine eigene kleine Protestaktion startete er, als der jüdische Vorstand des Betriebs abgesetzt wurde. Sein Freundeskreis bestand aus Frauen und Männern, die bis 1933 der SPD angehörten, denn Fritz Schüler war selbst ein überzeugter Sozialdemokrat und dies auch noch nach dem Machtantritt der Nazis. Aufgrund seiner politischen Überzeugung und der damit verbundenen Gegnerschaft zum NS-Regime hatte er oft Ärger.
Vermutlich war dies der Grund, weshalb er für kurze Zeit von der SA aus seiner Wohnung abgeholt wurde. Sein Sohn Horst Schüler kann sich erinnern, dass sein Vater anschließend mit zerschlagenem Gesicht nach Hause kam und nach dem Vorfall in der Familie kaum darüber gesprochen wurde. Am 3. März 1942 wurde Fritz Schüler wegen Vergehens gegen das sogenannte „Heimtückegesetz" zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis Moabit wurde er ins Untersuchungsgefängnis in der Lindenstraße überführt. Von dort aus wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Einige Tage nach dem Tod am 5. Dezember 1942 bekam seine Frau Hertha seine Asche in einer Konservenbüchse, die noch die ursprüngliche Aufschrift „Grüne Bohnen" besaß, zugeschickt. Wenige Wochen nach Fritz Schülers Tod verstarb auch seine Frau Hertha.
Die Verlegung des Stolpersteins wird Gunter Demnig persönlich übernehmen. Die Landeshauptstadt Potsdam beteiligt sich seit 2008 an der 2003 vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufenen Aktion „Stolpersteine - ein Kunstprojekt für Europa". Mittels „Stolpersteinen" wird auf die Schicksale von Opfern des Nazi-Terrors, von Rassenwahn, Intoleranz und Euthanasie aufmerksam gemacht. Die persönlichen Lebensgeschichten der ansonsten oft namenlosen Opfer und die historischen Ereignisse in der Stadt werden damit visuell erkennbar gemacht.
Im Anschluss daran stellen die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Recherche zum Leben von Fritz Schüler um 12 Uhr in der Hochschule für Film und Fernsehen, Marlene-Dietrich-Allee 11, vor. An dieser Veranstaltung nimmt auch der Vorsitzende der Gedenkstätte Sachsenhausen, Prof. Dr. Günter Morsch, teil.
In der Landeshauptstadt Potsdam wurden bereits 25 Steine verlegt, am 1. Dezember 2013 kann auf Grund der Recherche der Schülerinnen und Schüler der Voltaire-Schule der neue Stolperstein verlegt werden. Unterstützt wurden sie dabei von Dr. Monika Nakath vom Landeshauptarchiv und von Rechtshistoriker Dr. Wolfgang Weißleder.
Weitere Informationen unter www.potsdam.de/stolpersteine
Potsdam, 29.11.2013Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
