Sportplatz Babelsberg: Gespräche ohne Einigung
Die Gespräche der Landeshauptstadt Potsdam mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege über einen Fußballplatz auf der Vorfläche des Babelsberger Parks an der Nuthe-Schnellstraße sind vorerst ohne Ergebnis beendet. Es gibt keine Einigung.
"Das ist sehr schade", sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs. "Wir haben für die Nutzung der Vorfläche des Babelsberger Parks einen Vorschlag unterbreitet, der einen Ausgleich zwischen den Interessen der Stiftung und den Anforderungen an den Vereinssport in Babelsberg darstellt. Leider sind die Stiftung und die Landesdenkmalpflege damit nicht einverstanden und lehnen eine Nutzung der Fläche grundsätzlich ab."
Für den Bereich zwischen Nuthe-Schnellstraße und Babelsberger Park hatte die Stadtverwaltung mehrere Entwicklungsvarianten untersucht und im Ergebnis auf einem Treffen mit den Vertretern von ICOMOS, der Stiftung und der Landesdenkmalpflege am 30. Oktober 2012 folgende Lösung als Kompromiss vorgeschlagen:
Der Fußballplatz, ein kleiner Bolzplatz, der Spielplatz und der Hundeauslaufplatz sollen auf dem südlichen Bereich der Vorfläche des Babelsberger Parks konzentriert werden. Fußball- und Bolzplatz würden mit Bepflanzungen zum Park hin versehen. Der Hundeauslaufplatz könnte in die vorhandenen Gehölzbestände eingebettet sein. Ein kleiner Parkplatz am Eingang zum Park Babelsberg wäre für Gäste des Parks und Besucher der Sportanlage gleichermaßen nutzbar. Ein Funktionsgebäude am Parkeingang würde sowohl für die Stiftung (Toiletten, Marketing) als auch für die Sportler (Umkleiden) zur Verfügung stehen. Das Ohr der Auffahrt zum Humboldtring soll mit den Bauarbeiten an der L40 beseitigt werden.
In der Folge könnten die nördlichen Bereiche des Vorgeländes als offene Wiesenflächen im Sinne des denkmalpflegerischen Leitbildes gestaltet werden, um die historischen Sichten aus dem Park Babelsberg zu ermöglichen. Der Großteil des Gehölzbestandes entlang der Nuthe-Schnellstraße könnte erhalten bleiben, um die optische Wirkung der Straße zu minimieren.
Das Strandbad soll an den Parkrand verschoben und das sog. Havelhaus als Funktionsgebäude durch die Bäderlandschaft Potsdam genutzt werden. Die bisherigen Funktionsgebäude auf dem Strandbadgelände wären dann verzichtbar. Der sog. Drive - der geschwungene Weg am Rande des Parks - wäre komplett wieder herstellbar. Auch der sog. aha-Graben erhielte wieder seine landschaftliche Funktion.
Um die Ergebnisse der Umgestaltung der Vorfläche zu sichern, würde durch einen Grundstückstausch der gesamte nördliche Bereich in das Eigentum der Stiftung übergehen.
Bei der Diskussion am 30. Oktober 2012 wurde von der Stiftung, dem Landesdenkmalamt und den Vertretern von ICOMOS der Bedarf an einem Fußballplatz in Babelsberg anerkannt. Auch wurden die Bemühungen der Stadt, eine mit dem Welterbe verträgliche Lösung zu finden, gewürdigt. Die Vertreter sahen jedoch aus grundsätzlichen Erwägungen heraus keine Möglichkeit, dem Anliegen der Stadt zu entsprechen, da die Vorfläche Teil des Weltkulturerbes sei und damit unmittelbar dem Park Babelsberg zugeordnet.
Auf Wunsch der Stiftung und der Landesdenkmalpflege wurden weitere potentielle Flächen in Babelsberg für einen Fußballplatz untersucht. Bei einem Folgetermin am 21. November 2012 wurden die Ergebnisse Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh und Dr. Thomas Drachenberg vom Landesdenkmalamt vorgestellt. Keine der untersuchten Flächen stellte sich als nutzbar heraus.
Die Stadtverwaltung wird dazu auch den SV Concordia Nowawes 06 e.V. von den Gesprächen unterrichten. Im heutigen Hauptausschuss erhalten die Stadtverordneten Bericht.
"Die Landeshauptstadt Potsdam hält an den Plänen für einen Fußballplatz am Babelsberger Park fest", so Oberbürgermeister Jann Jakobs. "Wir haben keine anderen Flächen in Babelsberg aber ohne Zweifel einen Bedarf. Der Vorschlag findet auch immer wieder eine große Zustimmung im Bürgerhaushalt. Die Stadtverwaltung wird daher eine Dissensentscheidung des Landes anstreben."
Aufgrund des Bedarfs an Fußballplätzen in Babelsberg hatte die Stadtverwaltung durch den Kommunalen Immobilienservice nach Vorabsprachen mit dem SV Concordia Nowawes vom Mai 2011 eine Bauvoranfrage zur Errichtung eines Fußballplatzes auf der Vorfläche des Babelsberger Parks gestellt und Investitionsmittel im Haushalt 2012 vorgesehen. Da das Vorhaben im Bereich des Weltkulturerbes geplant ist, muss man sich mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege abstimmen. Ein Ergebnis kam aber nicht heraus. Daraufhin wurde das Vorhaben von der Stadtverwaltung in die Gespräche mit Vertretern von ICOMOS am 24. April und 30. Oktober 2012 eingebunden. Da keine Einigung erzielt werden konnte, sieht das Verfahren zur denkmalrechtlichen Beurteilung des Vorhabens nun vor, dass die oberste Denkmalschutzbehörde des Landes, die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, eine Entscheidung treffen muss.
Die SPSG begrüßt das Votum des Wissenschaftlichen Beirats der SPSG, das besagt, dass die landschaftliche Fläche zwischen Schnellstraße und Parkgrenze konstituierend für den Park Babelsberg und damit für die UNESCO-Welterbestätte Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin ist. Sie steht für den Übergang des Parkes in die freie Landschaft - auch wenn große Teile der Nuthewiesen inzwischen durch das Wohngebiet Zentrum Ost und die Schnellstraße überbaut sind. Angesichts dieser Zerstörung kommt dem Fragment - der heutigen Vorfläche zum Park Babelsberg - ein größeres Schutzbedürfnis zu. Jeder Eingriff erhält dadurch ein umso größeres Gewicht.
Gemeinschaftlich haben sich 1999 Land, die Landeshauptstadt Potsdam und die SPSG verständigt, diesen Bereich als konstituierendes Element in die Kernzone des Welterbes aufnehmen zu lassen. Gemeinsam näherte man sich der Vision, diese teilweise zerstörte Kulturlandschaft wieder in Wert zu setzen. Die Errichtung einer Sportstätte und deren planerische Verfestigung im Flächennutzungsplan widersprechen dieser Zielstellung zu Bewahrung und Aufwertung des UNESCO-Welterbes.
Auch nach Auffassung des Landeskonservators Dr. Thomas Drachenberg gibt es große Bedenken gegen die Folgen eines Fußballplatzes: Zufahrt, Parkplätze, Funktionsbauten und nicht zuletzt die Beleuchtung sowie mangelnde Erweiterungsmöglichkeiten würden einen unlösbaren Konflikt im Park Babelsberg dauerhaft provozieren.
Potsdam, 30.11.2012Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
