Sporthistorische Ausstellung der Universität Potsdam im HBPG
Die „Vergessenen Rekorde“ sind zurück: Dreieinhalb Jahre nach ihrer Premiere und nach neun Stationen ihrer Wanderschaft kehrt die Ausstellung nach Potsdam zurück. Im „neuen“ Gewand mit fünf audiovisuellen Stationen erzählt die Schau die vergessenen Lebensgeschichten jüdischer Spitzensportler vor und nach 1933. Vom 23. November 2012 bis zum 6. Januar 2013 gastiert die Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG).
Im Zentrum der Präsentation stehen neben drei Biografien jüdischer Ausnahmetalente zahlreiche jüdische Athleten, die vor 1933 den deutschen Sport mitprägten. Sie wurden 1933 von ihren Vereinen ausgeschlossen und traten oftmals jüdischen Sportvereinen bei, die ihrerseits ihr Fortbestehen nur den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verdankten. Mit dem Novemberpogrom vor 74 Jahren endete die kurze Scheinblüte des jüdischen Sports in Deutschland.
„Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam ist einer der besten Orte für die Ausstellung“, so ihr Initiator Prof. Dr. Hans Joachim Teichler. „Sie erinnert nicht nur an zwei unserer drei Protagonistinnen (Lilli Henoch und Martha Jacob), die in renommierten Berliner Vereinen aktiv waren, sondern auch an die heute in New York lebende 98-jährige Gretel Bergmann, die anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin den Rauswurf aus der Kernmannschaft erleben musste.“
Zwei Monate vor dem Jahrestag der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland vor 80 Jahren wollen die „Vergessenen Rekorde“ die Schul- und Sportlandschaft Brandenburgs in ihrer sporthistorischen Erinnerungsarbeit unterstützen. „Die Ausstellung zeigt, wie es möglich war, sich über den Sport in einem Alltag voller politischer Einschränkungen einen Teil der persönlichen Freiheit zu bewahren“, erklärt Dr. Jutta Braun vom Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. In ihrem Vortrag zur Ausstellungseröffnung am 22. November zeichnet die Sporthistorikerin Jutta Braun die Lebenswege der jüdischen Ausnahmesportlerinnen Gretel Bergmann und Helene Mayer nach, die von den Nationalsozialisten für propagandistische Zwecke missbraucht wurden.
Bei weiteren Vortragsterminen widmen sich die Kuratoren Prof. Dr. Hans Joachim Teichler dem Hintergrund der Olympischen Spiele 1936 (5. Dezember) und Berno Bahro der Gleichschaltung der Potsdamer Sportvereine im Nationalsozialismus ab 1933 (19. Dezember).
Die in Kooperation mit dem Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. (ZdS) erstellte Ausstellung präsentiert sechs audiovisuelle Stationen mit historischen Filmen und Bilddokumenten über die Schicksale der drei jüdischen Leichtathletinnen und weiterer jüdischer Spitzensportler. Ermöglicht wurde die Erweiterung der Wanderausstellung durch eine finanzielle Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung (53.900 Euro) und der DFB-Kulturstiftung (5.000 Euro).
Potsdam, 12.11.2012Veröffentlicht von:
Universität Potsdam
