Die Andere fordert Ausrichtung der Psychiatrie am Leitbild des Klinikums
20.08.2010 - In den letzten Wochen ist heftig über die Zukunft der Psychiatrie im städtischen Klinikum gestritten worden. Dabei wurden Überlegungen des Klinikumsgeschäftsführers Steffen Grebner bekannt, den Standort in der Aue aufzugeben und die Psychiatrische Abteilung in die Innenstadt zu verlegen.
Im Hinblick auf die von der Klinikleitung erwogenen Umzugspläne und/oder personellen Veränderungen in der Psychiatrie des Klinikums Ernst von Bergmann muss als oberste Priorität die Ausrichtung am selbstformulierten Anspruch im Leitbild des städtischen Klinikums gelten (siehe http://www.klinikumevb.de/index.php?id=44). Als Auftrag gilt dort „eine umfassende medizinische und pflegerische Versorgung für unsere Patientinnen und Patienten auf höchstem Niveau und über alle Lebensabschnitte hinweg zu leisten.“ Im Hinblick auf das Verhältnis zum Patienten fordert das Leitbild „menschliche Zuwendung, gegenseitige Wertschätzung und Einfühlungsvermögen im Sinne der Patientenorientierung“.
Dies setzt voraus, dass vorhandene Mindeststandards nicht unterschritten und erfolgreich erprobte Modelle nicht aufgegeben werden. Alle Umzugspläne müssen sich daran messen lassen, ob die nötigen personellen und räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen oder erhalten werden.
Insbesondere muss das Modell des „Potsdamer Tisches“ weitergeführt werden. Dieser ermöglicht über wesentliche Tageszeiten geöffnete Stationstüren und hat als menschenwürdige Alternative zum Einsperren von Patienten bundesweite Vorbildwirkung erreicht. Für derartige Elemente einer offenen Psychiatrie muss künftig das erforderliche Fachpersonal zur Verfügung stehen.
Gesundungsprozesse gerade in der Psychiatrie werden oft nachhaltig beeinträchtigt, wenn zu viele Patienten auf engem Raum untergebracht werden. Daher muss eine ausreichende Anzahl von Einzel- und Zwei-Bett-Zimmern vorgehalten werden. Bei den Planungen für einen Neubau am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wird z.B. der Einzelzimmeranteil von 12% auf 25% erhöht und es entstehen 42 neue Patientenzimmer mit Zweitbettbelegung. An diesem Beispiel sollte sich auch das städtische Klinikum in Potsdam orientieren.
Einsparungen werden nicht nur im Gesundheitsbereich erfahrungsgemäß überwiegend durch Verringerung der Personalkosten oder durch räumliche Einschränkungen erreicht. Gerade in diesen sensiblen Bereichen kann aber keineswegs gespart werden, ohne dass die Betreuung in der Psychiatrie sich weiter vom Leitbild des Klinikums entfernt.
Stadtverordnete Julia Laabs und Gregor Voehse
Veröffentlicht von:
Die Andere
