Veranstaltungsreihe „Kapitalismus am Abgrund?“
„Wenn 100 Kinder & sieben Gorillas um zwei Stühle ‘Reise nach Jerusalem‘ spielen und die Musik aufhört zu spielen – dann wird es richtig ungemütlich.“ Denn, so Finanzmarktexperte und Dozent Dr. Dirk Solte aus Ulm, wenn sich die „Gorillas“ (systemische Investoren) setzen, dann ist ihnen egal, ob da vorher ein „Kind“ (Bürger / Bank / Staat) saß. So beschreibt Solte die Situation, als es im April 2008 zu Chaos und Panik auf den weltweiten Finanzmärkten kam. In den darauffolgenden Wochen und Monaten – eigentlich bis heute – droht(e) die Musik immer wieder anzuhalten, während die großen institutonellen Investoren und Hedgefonds als Gorillas um die verbliebenen Stühle herumschleichen in der Hoffnung, dass das „staatliche Orchester“ der milliardenschweren Rettungsschirme, Konjunkturpakete, Kreditzusagen und Bürgschaftserklärungen einen langen Atem hat.
Doch langsam scheint die Musik wirklich zu verstummen – siehe Griechenland, Portugal, Irland, Island, Spanien, Italien, … Selbst die USA müssten bei weiterer Entwicklung ihrer Staatsschulden in knapp drei Jahren – also 2014 – 100% (also alles!!) des Bruttoinlandsproduktes (immerhin knapp 15 Billionen US-Dollar) allein nur für die Zinsen ihrer Schulden zahlen. Wie und wohin auch immer…
Die Jusos beschäftigen sich in diesem Frühsommer u. a. mit den Ursachen, Auswirkungen sowie Lösungsansätzen zur Überwindung der immer noch anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise, welche sich nun immer stärker zu einer Währungs- und (Staats-)Verschuldungskrise auszuweiten droht.
In der im Mai / Juni stattfindenden Veranstaltungsreihe „Kapitalismus am Abgrund!?“, unter Schirmherrschaft der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein, stießen die knapp 40 Teilnehmer_innen der ersten Veranstaltung am 6. Mai auf Schlagwörter wie „Green New Deal“ und „nachhaltiges Wirtschaften“. Diese spielen im Rahmen der Bewertung und Analyse der Wirtschafts- und Finanzkrise seit Monaten in Medien und politischen Debatten genauso eine Rolle, wie „alternativlos“ und „to big to fall“ („zu groß, um pleite zu gehen“).
Diskutiert mit – es wird und bleibt spannend, ob und wann die Musik aus geht und die Gorillas richtig böse aufeinander los gehen, um noch einen Stuhl zu bekommen. Und da geht es nicht darum, bei der nächsten überfüllten Lehrveranstaltung an der Uni einen Stuhl zu ergattern, sondern um „richtig wichtige Dinge“ wie Staatsbankrotte, Börsencrashs und drohende soziale Unruhen!
Nächste Veranstaltung mit Referat zum Thema Staatsverschuldung sowie Planspiel zu Weltfinanzsystem am 27. Mai (Freitag) ab 16 Uhr in Haus 6, Seminarraum S 12 am Campus Griebnitzsee stattfinden.
Veröffentlicht von:
Jusos Potsdam
