Startschuss für die neue Spargel-Saison am 14. April 2011
Ab kommenden Donnerstag (14. April) geht es wieder mit Stechmesser und Korb in die Felder: Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger gibt dann den offiziellen Startschuss für die neue Saison.
Vogelsänger: „Der Beelitzer Spargelverein lädt zum Erntebeginn in das Herz des Spargelwirtschaftswunderlands. In diesem Jahr wird das 150jährige Jubiläum des Beelitzer Spargels auf dem Jakobshof der Brüder Josef und Jürgen Jakobs begangen. Traditionell ist in Brandenburg die Spargeleröffnung der offizielle Auftakt in die Frischesaison. Bis in den Oktober folgen für die im Land vorzugsweise kultivierten Gemüse- und Obstsorten weitere Saisoneröffnungen.“
Gemüsespargel oder Gemeiner Spargel (Asparagus officinalis) ist eine Art aus der Gattung Spargel (Asparagus). Umgangssprachlich wird er meist kurz Spargel genannt. Die jungen Triebe (griechisch asp(h)áragos, „junger Trieb“) werden in Brandenburg offiziell von Ende April bis zum 24. Juni geerntet. Seit vielen Jahren wird in dieser Zeit rund um Beelitz viel Polnisch gesprochen. Denn ohne die fleißigen osteuropäischen Erntehelfer geht nichts auf den Spargelhöfen. Am Johannistag heißt es dann: Kirschen rot – Spargel tot.
Der Jakobs-Hof in Beelitz wurde 2001 durch die beiden vom Niederrhein zugewanderten Brüder Josef und Jürgen Jakobs gegründet. Er befindet sich direkt an der B 2 am Ortseingang der Spargelstadt Beelitz auf einem rund drei Hektar großen ehemaligen landwirtschaftlichen Produktionsgelände. Auf den Jakobs-Höfen in Beelitz werden auf zirka 150 Hektar Beelitzer Spargel und auf nahezu 20 Hektar Beerenfrüchte angebaut. Der Hof verfolgt das Prinzip der gläsernen Produktion. So hat jeder Besucher die Möglichkeit, bei einem Rundgang über das Gelände die Produktionsstätten kennenzulernen und sich ein eigenes Bild über Qualität und Hygiene bei der Sortierung sowie Verpackung des Spargels zu machen.
150 Jahre Tradition
Das sandige Spargelwirtschaftswunder blickt nun auf eine 150 Jahre währende Tradition zurück. Dank eines Ackerbürgers und Glasermeisters Karl-Friedrich Wilhelm Herrmann wurden die ersten Spargelpflanzen, der Erzählung nach aus dem Braunschweiger Anbaugebiet, nach Beelitz geholt. 1861 fand der Spargel den Weg in den Beelitzer Sand. Seitdem wird hier das Edelgemüse in größerem Maßstab auf Feldern angebaut.
Den damaligen Zeitungen kann entnommen werden, dass die Idee des Ackerbürgers Herrmann zunächst belächelt wurde. Doch mit Beharrlichkeit bewies er, dass der Spargel eine zukunftsfähige Kultur ist, die ab 1870 in größeren Mengen auf dem Markt der Stadt verkauft werden konnte. Der Spargelanbau hat danach Höhen und Tiefen erlebt. In den Sechzigerjahren sollte der Spargelanbau ausgeweitet werden. Doch bis zum Ende der DDR verkümmerte er zur Nischenkultur.
Neustart 1991
So blieb der Spargelanbau bei privaten Kleinanbauern, was sich aber ab April 1991 wieder änderte. Beelitzer Bürger, Händler sowie die Politik vor Ort waren sich einig: Spargel hat hier Tradition. Der Förderverein Beelitzer Spargel wurde gegründet, Grundsteuern wurden in den ersten fünf Jahren erlassen und Informationsveranstaltungen wurden durchgeführt, um Vergessenes und Neues wieder aufzufrischen. Die dann folgende Ost-West-Erfolgsgeschichte geht auf den rührigen Beelitzer Manfred Schmidt zurück, bis heute Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins. Schmidt, der zu DDR-Zeiten nach Feierabend privat Spargel anbaute und nun sein Geburtshaus zum Spargelmuseum umfunktioniert hat, ließ nach 1990 vorausschauend den Namen „Beelitzer Spargel“ rechtlich schützen und öffnete den Verein für mutige Zuwanderer wie die Jakobs-Brüder, die wie etliche andere der Beelitzer Spargelhofbesitzer in den bewegten Nachwendejahren in der Mittelmark nicht nur eine neue Heimat suchten und fanden, sondern auch erfolgreich auf die regionale Spezialität sowie das regionale Know-how in Sachen Spargel setzten.
Regina Asparagi XV.
Zu einer Spargelsaison gehört auch eine Hoheit: Mit dem Start in die neue Ernte endet die Regierung der alten und beginnt die Amtszeit der neuen Spargelkönigin. Die Spargelkönigin 2011, Cindy Demko, löst die Spargelkönigin 2010, Carina Wunderlich, ab. Die 15. Spargelkönigin, deren Großeltern auch dieses Edelgemüse angebaut haben, ist 23 Jahre alt und stammt aus dem Beelitz benachbarten Seddin. Sie arbeitet seit 2007 in der Beelitzer Stadtverwaltung und ist dort im Gewerbeamt tätig.
Spargelköniginnen tragen in jedem Jahr eine hohe Verantwortung, nicht nur wenn ein 150. Jubiläum zu begehen ist. Ihnen schieben die Beelitzer auch die Zuständigkeit für das passende Wetter zu. Kein leichtes Erbe, denn in jedem Jahr spielt das Wetter für gartenbauliche oder landwirtschaftliche Kulturen die entscheidende Rolle. Denn wie in jedem Jahr gibt es Wetterkapriolen, die für unangenehme Überraschungen sorgen können, so wie bereits auch in diesem Jahr.
Der Winter war anfänglich mit viel Schnee vertreten. Doch dann folgten nur noch trockene, klirrende Kälte und starker Frost, der sich weit bis in den März im Boden hielt.
Wieder fast 2.800 Hektar Spargelfläche
Kein anderes Gemüse hat in Brandenburg so einen Aufschwung genommen wie der Spargel. Seit 1989/90 nahm die Anbaufläche um ein Vielfaches zu. In Brandenburg im Zeitraum 1991 bis 2010 innerhalb stieg die Spargelproduktion in diesem Zeitraum auf das 19,1fache.
2010 stieg die Spargelertragsfläche im Land Brandenburg erneut um 359 Hektar auf 2.767 Hektar und erreichte damit fast den bisherigen Höchststand von 2.831 Hektar im Jahr 2008 – eine Entwicklung, die dem bundesweiten Trend entspricht. So stieg der Anbau dieser Kultur nach leichtem Rückgang im Vorjahr auf 18.794 Hektar, also um 604 Hektar.
Rekordernte 2010
Bei einer im Vergleich zum Vorjahr deutlich höheren Gesamternte von 14.749 Tonnen in der Saison 2010 entspricht dies einem Ertrag von 53,3 Dezitonnen je Hektar und macht 49 Prozent der gesamten Gemüseanbauflächen des Landes Brandenburg aus. Damit wurde 2010 in Brandenburg die größte Spargelmenge seit 1990 geerntet. Das Land landete nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erneut auf Platz drei in Deutschland und war Spitzenreiter der neuen Länder.
Das Hauptanbaugebiet befindet sich um Beelitz, im Landkreis Potsdam-Mittelmark gelegen. Mit 2.400 Hektar Anbaufläche kommen fast 79 Prozent der Brandenburger Spargelernte aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Beelitz ist die größte geschlossene deutsche Anbauregion. Der deutschlandweite Absatz wird über die Erzeugerorganisation Spargel & Beerenfrüchte GmbH mit Sitz in Kloster Lehnin gemanagt.
Was ist das Besondere am Spargel aus Brandenburg? Die Frische und die Qualität des Produkts aufgrund der kurzen Wege und sicher auch die besondere Zusammensetzung der märkischen Region mit ihren leichten, sandigen Böden mit unterschiedlichen Lehmanteilen, die für den Spargelanbau nahezu ideale natürliche Voraussetzungen bietet. Deshalb ist der Markenname „Beelitzer Spargel“ inzwischen weit über die Region hinaus ein Begriff für Qualität.
Grenzen des Wachstums?
Zunehmend wird die Frage gestellt, ob die Ausweitung der Produktionsflächen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden kann.
So kaufen von 100 Haushalten 46 einmal jährlich Spargel. Im Durchschnitt werden zwei Kilogramm Spargel je Haushalt gekauft. Dies ergibt einen Durchschnittsverbrauch aus inländischer Produktion von 1,105 Kilogramm je Bundesbürger und einen Selbstversorgungsgrad von 79 Prozent. Da es sich bei Spargel um ein vergleichsweise teures Gemüse handelt, ist der Verbrauch sehr stark konjunktur- und einkommensabhängig.
Insgesamt, hat sich im Vergleich zum Zeitraum vor 2002 das Wachstum der Spargelflächen deutlich verlangsamt und es kam insbesondere in den Berlin fernen Kreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Spree-Neiße zu deutlichen Anbaueinschränkungen. Dies sind Signale, dass die Möglichkeiten der Direktvermarktung für Spargel in der Region gegenwärtig weitgehend ausgeschöpft sind.
Traditionell bringen sich während der Saison viele Berliner und Brandenburger auch preiswerteren Spargel aus Polen mit.
Betrachtet man Deutschland insgesamt, dann ist in den letzten zehn Jahren die Produktion stärker als die Nachfrage gewachsen, der deutsche Markt tendiert in Richtung Sättigung, jedoch wurde durch die Entwicklung eines nennenswerten Exports eine Entlastung erreicht.
Vor dem Hintergrund des in der Region Berlin-Brandenburg gesättigten Markts für den Direktabsatz von frischem Spargel lässt sich die Konzentration der Anbauflächen im Landkreis Potsdam-Mittelmark nur mit dem Engagement der 2002 anerkannten Beelitzer Spargel-Erzeugerorganisation erklären. Ziel ist, Absatzwege für die Produzenten der Region im organisierten Lebensmitteleinzelhandel und damit deutschlandweit zu erschließen.
Veröffentlicht von:
Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Brandenburg
