Sechs weitere Bäume in der Friedrich-Ebert-Straße werden gefällt
Der Ausbau der Friedrich-Ebert-Straße nördlich des Nauener Tores hat am 1. März 2013 planmäßig begonnen und läuft auf Hochtouren. Planungsprämisse war, die Bestandsbäume zu erhalten. Die Leitungs- und Kanalbauarbeiten der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) sind unter Aufsicht einer ökologischen Baubegleitung mit entsprechendem Aufwand durchgeführt worden. In den Wurzelbereichen ist sorgfältig in Handschachtung gearbeitet worden, um den Baumerhalt zu sichern. Bei den planmäßigen Arbeiten wurde in der vergangenen Woche das bestehende Wurzelwerk freigelegt. Es wurde festgestellt, dass der vorhandene Wurzelbestand den Einbau von Bordsteinen und die Absenkung von bisherigen Gehwegflächen für das Anlegen von Stellplätzen und Lieferzonen nicht zulässt. Bei Durchführung der Baumaßnahme wie geplant, wären sowohl für die Standsicherheit der Bäume bedeutsame Haltewurzeln als auch die für die Versorgung wichtigen Feinwurzeln betroffen, die gekappt werden müssten.
Es galt nun zu entscheiden, ob die Bäume erhalten oder Lieferzonen beziehungsweise Parkplätze angelegt werden. Über diese Situation wurde am 11. Juni im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen berichtet. Durch Vertreter der Anlieger wurde dort auf die für das Gewerbe absolute Notwendigkeit zur Realisierung von Lade- und Lieferzonen hingewiesen. Die ökologische Baubegleitung war bereits im Planungsprozess einbezogen. Es gab vielfältige Diskussionen und Abwägungen im Vorfeld der Vergabe. Die am Bau Beteiligten sind von einem möglichen Baumerhalt ausgegangen. Aus folgenden Gründen sind die Baumfällungen nun doch unumgänglich:
Im Fall der Friedrich-Ebert-Straße konnten die Möglichkeiten zum Baumerhalt, die unter anderem sowohl bei der Seepromenade als auch der Mangerstraße bestanden haben, hier nicht zum Tragen kommen. Es bestand weder die Chance zur Korrektur der Bordflucht, um den Baumbestand zu halten, noch die Lieferzonen und Parkbuchten zu realisieren. Die Seepromenade war vor Umbau 6,2 bis 6,5 Meter breit, so dass die gesamte Fahrbahn unproblematisch auf 6 Meter eingeengt werden konnte. Bei der Mangerstraße war es die denkmalrechtliche Frage, die dann doch mit leichter Bordkorrektur einvernehmlich geklärt werden konnte. Im Zuge beider vorgenannten Straßen hat sich das Wurzelwerk auch hinter dem Bord „geschlängelt" und nicht noch so massiv unter der Bordlage ausgedehnt wie bei der jetzigen Baustelle.
Erschwerend kommt bei der Friedrich-Ebert-Straße hinzu, dass es sich hier um eine Hauptverkehrs- bzw. Hauptsammelstraße handelt. Bei der aktuellen Verkehrsbelegung und der überaus hohen Nutzung des Straßenraumes (höchste Straßenbahn und Bus/ÖPNV-Frequenz in Potsdam und Hauptroute für den Radverkehr) gibt es keinen Spielraum, für eine Bordsteinkorrektur vom Baum weg, bei gleichzeitiger Realisierung der Liefer- und Parkbereiche. Je näher der Bord an die Straßenbahntrasse verschoben wird, desto weiter wird der Verkehrsraum der längsfahrenden Radfahrer eingeschränkt. In dem Fall bestünde rechts die Gefahr der aufgehenden Kfz-Türen (geforderter Sicherheitsabstand 0,75 Meter) und auf der linken Seite nicht nur die parallel geführten Straßenbahngleise, sondern auch die fahrenden Busse, die mit 3,05 Meter zuzüglich Sicherheitsabstand noch breiter als die Wagenkastenbreite der aktuell im Einsatz befindlichen Straßenbahnen sind.
Durch die sehr weitgehende Ausdehnung des Wurzelwerkes unmittelbar unter dem vorhandenen Gehweg ist weder der Einbau des Deckenbelages noch des Fahrbahnbordes wie geplant möglich. Bei Lieferzonen bzw. Parkplätzen muss ein angemessener Unterbau gewährleistet und das Niveau abgesenkt werden, sonst kann die entsprechende Nutzung Flächen nicht erfolgen. Da unmittelbar dahinter die Zugänge zu den Häusern sind, die barrierefrei ausgebildet sein müssen, gibt es wenig Spielraum, um mit den Deckenhöhen zu experimentieren. Hier gibt es den „Beschluss von Barcelona" bzgl. der Behindertengerechtigkeit. Zudem muss ausgeschlossen werden, dass das Regenwasser über die Zugänge in die Geschäfte bzw. an das Gemäuer fließt, d.h. die Querneigung im Gehweg muss generell vom Haus weg führen. Damit werden Bauschäden durch aufsteigende Feuchtigkeit und Überschwemmungen vermieden.
Dem entsprechend wird jetzt die Fällung der Bäume veranlasst. Diese sind durch Ersatzpflanzungen auszugleichen. Unter artenschutzrechtlicher Begleitung werden die Baumfällungen ab dem heutigen Freitag, den 21. Juni, durchgeführt. Aus technischen Gründen wird in der Nacht von Montag, den 24. Juni, zu Dienstag, den 25. Juni, zwischen 1 Uhr und 5 Uhr früh eine Sperrpause für die Straßenbahn mit Abschaltung der Stromversorgung der Fahrleitung zur Durchführung der Arbeiten genutzt.
Wir bitten um Verständnis für die Maßnahmen.
Potsdam, 24.06.2013Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
