Mauerdenkmal wieder im Ursprungszustand
Die unter Denkmalschutz stehenden Mauerteile am Ufer des Griebnitzsees sind seit Dienstag wieder in ihrem Ursprungszustand zu sehen. Ein Potsdamer Denkmalpflegeunternehmen hat im Auftrag der Landeshauptstadt Potsdam die sechs Teile der Berliner Mauer nahe der Stubenrauchstraße, die seit 2009 unter Denkmalschutz stehen, beidseitig weiß gestrichen. Zuletzt hatte der Künstler Kiddy Citny mit der Bemalung der Mauerteile für einen freien Uferweg am Griebnitzsee demonstriert. Anschließend wurde das Bild von Unbekannten mit einem weißen Strich übermalt. Die Landeshauptstadt hat das Engagement des Künstlers für einen freien Uferweg grundsätzlich begrüßt. Jedoch war der gewählte Ort, die als Denkmal eingetragenen letzten sechs original erhaltenen Mauerstücke im Bereich Innenstadt und Babelsberg, der falsche.
Das Bemalen, Beschmieren oder die Beschädigung eines Kulturgutes ist untersagt. Dazu zählt Graffiti ebenso wie ein Edding oder die Malerei eines Künstlers. In diesem Fall ist somit wie in jedem anderen Fall auch gehandelt worden: die ungenehmigte Veränderung oder Beschädigung eines Denkmals wurde beseitigt.
Das Zusammenspiel aus konkreter gestalterischer Behandlung des eingetragenen Denkmals mit Gedenkveranstaltungen engagierter Vereine und Initiativen an diesem Ort hat das Ziel, Klarheit zu schaffen über den Ort selbst, seine Elemente und ihren Kontext. Das Denkmal soll dem Einzelnen, der im Alltag vorbeigeht, ebenso die Botschaft - Opfer zu ehren und um aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen - vermitteln wie Menschen, die sich gezielt dort versammeln, um die Authentizität des Ortes als Rahmen für ein Gedenken zu nutzen. Dazu gehört auch, dass das Denkmal authentisch die Vergangenheit widerspiegelt. An dieser Stelle der Mauer gab es keine bunte Bemalung auf westlicher Seite, da sie in Potsdam auch von Berliner Seite aus nicht zugänglich gewesen ist.
Im Januar 2009 hat die Landeshauptstadt ein Konzept vorgestellt, durch welche Maßnahmen die verbliebenen Mauerteile und die vorhandene Originalreste der Grenzanlagen in diesem Bereich gesichert werden sollen. Die Fertigstellung des Gedenkortes erfolgte am 9. November 2009, dem 20. Jahrestag des Mauerfalls. Zudem sind die "Reste der DDR-Grenzanlagen: 6 Mauersegmente, am Griebnitzseeufer, Nähe Stubenrauchstraße" in der Denkmalliste eingetragen. Dafür wurde das Mauerstück ohne bauliche Veränderung gesichert, die Fundamente des ehemaligen Wachturmes wurden wieder freigelegt. Das karge, reduzierte Äußere, das die Beklemmung der kahlen Sandstreifen zwischen den ehemaligen Abschottungslinien von Mauern und Zäunen zitiert, stärkt die Kraft des Gedenkortes. Die Assoziation zu den einst vegetationsfreien, geharkten Sandstreifen ist beabsichtigt. Dem Betrachter wird zudem die ehemalige Gesamtsituation dadurch verdeutlicht, dass eine Doppelreihe von Großpflastersteinen im Boden der Verlauf der Mauer nachzeichnet.
Es entstand ein Gedenkort, um Opfer zu ehren, um aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um wachsam zu bleiben, um Maßstäbe zu entwickeln und die Erkenntnisse auch denen zu vermitteln, die diesen Teil der deutschen Geschichte nicht mehr erlebt haben. Sie stellen einen Bezug sowohl zur globalen Geschichte der Nachkriegszeit als auch zur lokalen Geschichte her. Potsdams Oberbürgermeister hatte einst nach einem Beschluss der Stadtverordneten die Eintragung als Denkmal bei der Oberen Denkmalschutzbehörde beantragt. Auch letzten Mauerteile im Ortsteil Groß Glienicke stehen unter Schutz.
Derzeit erarbeitet die Landeshauptstadt ein weitergehendes Konzept, wie die bislang nicht unter Denkmalschutz stehenden, verbliebenen Originale der einst deutsch-deutschen Teilung in Potsdam erhalten bleiben.
Potsdam, 20.11.2012Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
