HFF-Diplomfilm gewinnt in Ludwigshafen den Filmkunstpreis 2013
Den Filmkunstpreis 2013 für „den besten deutschen Film mit Mut und Persönlichkeit“ vergab die Jury des 9. Festivals des deutschen Films an Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel (D 2012), den Diplomfilm von Aron Lehmann (Buch und Regie), Peter Golovtchiner (Produktion), David Hartmann (Montage), Christian Pirjol (Kamera) und Torben Seemann (Ton). Mit Miriam Klein, Gustav Scholda, Tanja Kaschke, Kai Theißen (Ton 2012) und Boris Bojadzhiev (Filmmusik 2010) waren weitere HFF-Studierende und –Ehemalige mit im Boot.
Über das Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro freuen sich Regisseur Aron Lehmann (10.000 Euro), die Produzenten Frank Kaminski (Produktion 2001) und Ulrich Stiehm (Produktion 1998) alias Kaminski.Stiehm.Film, Berlin (10.000 Euro) sowie der Verleih MissingFilms, Berlin (30.000 Euro), der die Tragikomödie im August in die deutschen Kinos bringt.
In Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel geht es um Träume und Visionen. Ein leidenschaftlicher junger Regisseur, der wohl nicht zufällig „Lehmann“ heißt und von Robert Gwisdek (Schauspiel 2007) kongenial verkörpert wird, will in der Bayerischen Provinz das Historiendrama „Kohlhaas“ verfilmen. Am Abend vor dem 1. Drehtag platzt zwar die Finanzierung, nicht aber sein Traum, an dem teilzuhaben er ein Häuflein Getreuer schließlich überzeugen kann. Also wird umdisponiert, reduziert und improvisiert. Unterkünfte und Drehorte finden sich bald, genauso begeisterte Akteure. So mimt der Bürgermeister den Bösewicht, Kühe werden zu Pferden und Büsche zum Feind. Doch Lehmanns eigenwillige Inszenierung trifft auf reichlich Widerstand …
„Mit Phantasie, Besessenheit und einer unverwechselbaren Handschrift verwandelt der Regisseur die Kleistsche Novelle in ein filmisches Abenteuer, bei dem sich groteske Komik und heiliger Ernst die Waage halten.“, lobten die Juroren. „Das Wagnis der Verwandlung von Literatur in Film ist hier auf beglückende Weise gelungen.“ (Jurybegründung Ludwigshafen 2013)
Der unterhaltsame Film gewann 2013 den Publikumspreis des Festival Max-Ophüls-Preis, den Achtung Berlin – New Berlin Film Award und den Förderpreis der DEFA-Stiftung.
Eine Besondere Auszeichnung vergab die Jury an Bernd Fischer (Kamera 1997) für seine herausragende Bildgestaltung bei Ende der Schonzeit (D/ISR 2012, Regie: Franziska Schlotterer) und Alaska Johansson (D 2013, Regie: Achim von Borries). „In diesen stilistisch höchst unterschiedlichen Werken gelingt es dem Kameramann durch seinen Blick den Schauspielern den nötigen Raum und die Liebe zu geben, die sie brauchen, um uns zu berühren. Auf jeweils eigene Weise stellt er die Lichtsetzung und Kadrierung in den Dienst der Geschichten und schafft dadurch eine unverwechselbare Atmosphäre.“ (Jurybegründung). An beiden Produktionen waren HFF-Alumni beteiligt. Alina Levshin (Schauspiel 2010) spielt die Hauptrolle der Alaska Johansson im gleichnamigen TV-Thriller, den der Hessische Rundfunk für das Erste produzierte.
Nicht nur bei „Kohlhaas“, auch beim Festival des deutschen Films musste gehörig improvisiert werden. Das Rheinhochwasser Ende Mai überschwemmte auch den angestammten Veranstaltungsort auf der Parkinsel. Nachdem klar war, dass das Hochwasser nicht rechtzeitig abfließen würde, wurde das Festival in Rekordtempo an die Schneckennudelbrücke am Luitpoldhafen umgesiedelt und konnte pünktlich beginnen. Dann musste das Festival am 22. Juni 2013 während des Großbrandes der Lagerhalle einer Styroporfabrik in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände kontrolliert pausieren. „Das waren ‚kohlhaas‘sche‘ Zustände!“, O-Ton Aron Lehmann.
Potsdam, 03.07.2013Veröffentlicht von:
HFF „Konrad Wolf"
