Frühjahrsbelebung bei den Westbrandenburger Unternehmen
„Die Frühjahrsbelebung hat auch die Westbrandenburger Unternehmen erreicht." Das sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, Dr.-Ing. Victor Stimming, zur aktuellen Frühsommer-Konjunkturumfrage der Kammer. „Herrschte im vergangenen Jahr angesichts der Wirtschaftskrise bei den Unternehmern noch eine gedrückte Stimmung, so dominiert nun wieder der Optimismus." In der jüngsten Umfrage beurteilten die befragten Unternehmen aus den Branchen Handel, Bau, Dienstleistungen und Industrie sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen deutlich positiver als noch zu Jahresbeginn, bestätigte der Präsident. Nach der krisenbedingten rasanten Talfahrt des Geschäftsklimaindex (GKI), der im Frühsommer 2009 seinen tiefsten Stand mit 82,9 Punkten hatte, hat der GKI mittlerweile wieder fast das Niveau der konjunkturellen Hochphase des Jahres 2007 (122,2) erreicht und steht nun bei 118,4.
Aktuelle Lage
Die Geschäftslage der Westbrandenburger Unternehmen hat sich deutlich verbessert: Die Zahl der Unternehmen, die von einer schlechten Lage berichten, hat sich auf 15,1 Prozent (Vorjahr: 30) erheblich reduziert. Bei einer branchenbezogenen Betrachtung fällt auf, dass die Dienstleistungsunternehmen mit 41,6 Prozent am stärksten von einer guten Geschäftslage berichten. Auch die sehr lange eher pessimistisch eingestellten Bauunternehmen sehen „Licht am Ende des Tunnels" (35,4 %). Bei den Industrieunternehmen ist ebenfalls von einer Verbesserung der Lage zu sprechen: Es schätzen immerhin 30,3 Prozent der befragten Unternehmen die Lage als gut ein. Der bislang trotz der Krise als resistent eingestufte Handel bewertet seine aktuelle Lage immer noch positiv (15,9 %). Jedoch ist die Zahl der Unternehmen, die „nur" eine befriedigende Einschätzung abgibt, auf 81,4 Prozent angestiegen.
Erwartungen
Die Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung haben einen enormen Schub erhalten: Nicht einmal ein Fünftel aller Unternehmen (18,3 %) blickt noch mit Skepsis in die Zukunft. Die Industrieunternehmen sind am optimistischsten gestimmt - immerhin 54,5 Prozent von ihnen erwarten eine Verbesserung. Weitere 33,3 Prozent gehen von einer gleich bleibenden Lage aus. Der Optimismus ist auch bei den Dienstleistungsunternehmen ungebrochen: Insgesamt 31,1 Prozent der Unternehmen gehen von einer Besserung der Geschäftslage und 50,2 Prozent von einer gleich bleibenden Lage aus. Blickte der Handel in der Vergangenheit eher skeptisch in die Zukunft, so dominieren nun auch in dieser Branche die Optimisten, denn 26,5 Prozent der Handelsunternehmen erwarten eine günstigere Geschäftsentwicklung und fast die Hälfte (45,1 %) erwarten keine Veränderung. Lediglich im Baubereich sind die Erwartungen noch gebremst. Zwar haben sich auch hier die Erwartungen in eine positive Richtung bewegt (immerhin 10,4 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung und 65,6 Prozent eine Beibehaltung des Status quo), jedoch ist der Anteil mit 24,0 Prozent der befragten Unternehmen, die negative Zukunftserwartungen haben, noch sehr hoch.
Export
Die aktuelle Exportsituation hat sich bei den produzierenden Unternehmen deutlich verbessert und ist ungefähr wieder auf dem Niveau des Frühjahres 2008 angelangt. Seit Jahresanfang verbuchten die märkischen Industriebetriebe 27,3 Prozent mehr Aufträge als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei stieg die Inlandsnachfrage um 32,9 Prozent, das Auslandsgeschäft um 14,3 Prozent. Im März übertrafen die Bestellungen den Vorjahreswert um 38,4 Prozent. Zu den Wirtschaftszweigen der Brandenburger Industrie, die im ersten Quartal 2010 eine besonders gute Auftragslage aufwiesen, gehören die Metallerzeugung- und -bearbeitung, der Fahrzeugbau und die Pharmaindustrie sowie die Hersteller von Datenverarbeitungstechnik, elektronischen und optischen Erzeugnissen. Immerhin berichtet die Hälfte der befragten Unternehmen von gestiegenen (9,4 Prozent) bzw. unveränderten (40,3 %) Exporten. Auch die Erwartungen an die zukünftige Exportsituation haben sich verbessert: Immerhin 60 Prozent der Industrieunternehmen gehen von höheren bzw. gleichbleibenden Exporten aus.
Investitionen
Die Investitionsbereitschaft hat sich spürbar erhöht: Vom Anstieg sprechen 20,8 Prozent und von unveränderten Investitionen 48,1 Prozent der Unternehmen. Nur noch knapp ein Drittel der Unternehmen geht von fallenden Investitionen aus bzw. hat keine Investitionspläne. Dabei sind die Investitionsabsichten der produzierenden Unternehmen am umfangreichsten: Von diesen rechnen immerhin 32,3 Prozent mit steigenden und weitere 40,7 Prozent mit unverändert hohen Investitionen. Dabei ist das Hauptmotiv für die geplanten Investitionen der Ersatzbedarf in ausnahmslos allen Branchen. Die Motive Rationalisierung und Produktinnovation sind für die Handels- und Dienstleistungsunternehmen ausschlaggebend, während bei den produzierenden Unternehmen die Kapazitätsausweitung im Fokus steht.
Personalplanung
Auch bei den Personalplanungen herrscht Optimismus: Die Zahl der Unternehmen, die von zunehmenden (22,4 %) bzw. gleich bleibenden (63,1 %) Mitarbeiterzahlen ausgeht, hat sich erhöht. Nur noch 14,5 Prozent der Unternehmen rechnen mit sinkenden Beschäftigtenzahlen. Die positivste Veränderung beinhalten die Pläne der Industrieunternehmen, von denen 32,3 Prozent mit zunehmenden und 55,2 Prozent mit gleich bleibenden Mitarbeiterzahlen rechnen. Auch bei den Bauunternehmen und beim Handel sind die Planungen eher positiv: Bei den Bauunternehmen wird zwar keine Zunahme der Mitarbeiterzahlen angenommen, allerdings gehen immerhin 92,5 Prozent von konstanten Beschäftigtenzahlen aus. Bei den Handelsunternehmen sieht die Einschätzung ähnlich aus: Hier rechnen 2,7 Prozent mit einem Anstieg der Belegschaft und weitere 87,6 Prozent gehen von einem unveränderten Status quo aus. Lediglich die Dienstleistungsunternehmen erwarten fast ein Fünftel (18,7 %) sinkende Beschäftigtenzahlen.
Finanzierungskonditionen
Die Zahl der Unternehmen, die von verbesserten Kreditkonditionen spricht, hat sich im Vergleich zu Jahresbeginn von 7,2 Prozent auf nunmehr 5,3 Prozent reduziert. In unserer Umfrage berichten 18,3 Prozent der Unternehmen von verschlechterten Kreditkonditionen – zu Jahresbeginn äußerten sich noch 24,6 Prozent der Unternehmen in dieser Weise. Die Zahl der Unternehmen, die von abgelehnten Krediten berichtet, ist mit 3,5 Prozent nahezu konstant geblieben (Jahresbeginn 3,3 %). Teilweise hohe Zinsbelastungen sowie die geforderten Sicherheiten belasten die Unternehmen. Weitere Hauptprobleme für die Unternehmen sind die Investitions- und Betriebsmittelfinanzierungen. Der Anteil der Unternehmen, die von abgelehnten Krediten oder verschlechterten Finanzierungsbedingungen berichten, ist von 28,1 Prozent zu Jahresbeginn auf nun 21,8 Prozent zurückgegangen. Insgesamt kann nicht von einer allgemeinen Kreditklemme in Brandenburg gesprochen werden. Da jedoch die Kreditnachfrage normalerweise der konjunkturellen Entwicklung nachläuft, wird voraussichtlich erst Ende dieses Jahres eine Einschätzung möglich sein. Im Zuge der absehbaren weiteren Konjunkturbelebung werden voraussichtlich deutlich mehr Unternehmen Kredite nachfragen.
Veröffentlicht von:
IHK Potsdam
