Navigation überspringen
Potsdam, 26.07.2010

Die Andere sieht Schulungsbedarf für CDU-Stadtverordneten

26.07.2010 - Mit einiger Verwunderung erfuhren wir aus der Lokalpresse, dass der CDU-Stadtverordnete Horst Heinzel vor einigen Wochen in einer öffentlichen Veranstaltung das ehemalige Tierheim am Wildpark als „Tier-KZ“ bezeichnete.

Bis heute lehnt Herr Heinzel eine Entschuldigung ab und erklärte gegenüber dem Tierschutzverein lediglich, dass die gewählte Metapher „ein Fehlgriff“ war. Eine öffentliche Revidierung der öffentlich gemachten Äußerung lehnt er hingegen ab. Stattdessen relativiert er seine Äußerung mit dem Platzmangel im damaligen Tierheim.
Die Konzentrationslager waren aber keine überfüllten Gemeinschaftsunterkünfte, in denen Menschen unter schlechten hygienischen Bedingungen und strengem Wachpersonal zu leiden hatten. Vielmehr dienten die KZ der planmäßigen und teilweise industriellen Vernichtung von Menschen, die nicht ins rassistische Menschenbild der Nazis passten oder aus politischen Gründen umgebracht wurden. Hier wurde das Programm der „Vernichtung durch Arbeit“ umgesetzt. Wer für die Nazis als Arbeitskraft nicht mehr zu gebrauchen war, wurde meist umgehend ermordet und selbst die Leichen wurden noch als bloße Rohstoffquelle für die NS-Kriegsindustrie benutzt. Bereits bei Einweisung in die Konzentrationslager befand sich in zahlreichen Akten der Vermerk „Rückkehr unerwünscht“.

Der Charakter der Konzentrationslager und ihre zentrale Rolle bei der Durchsetzung der NS-Ideologie scheint Herrn Heinzel einfach nicht klar genug zu sein. Das ist besonders bemerkenswert, weil der CDU-Stadtverordnete das einzige Präsidiumsmitglied der Stadtverordnetenversammlung war, das es öffentlich ablehnte, an einer Weiterbildungs-veranstaltung zum Erkennen und Umgang mit rechtsextremen Argumentationsmustern teilzunehmen. Diese Veranstaltung wurde auf Antrag der Gruppe Die Andere mit großer Mehrheit beschlossen und soll im Oktober stattfinden und soll den Präsidiumsmitgliedern und Vorsitzenden der Fraktionen und Gruppen Grundkenntnisse über rechtsextreme Argumentationslinien und Kommunikationsstrategien vermitteln.

Die Äußerungen Herrn Heinzels zeigen, dass wohl doch noch bei einigen Stadtverordneten, und insbesondere beim Präsidiumsmitglied der CDU, Lernbedarf besteht. Daher fordern wir die CDU-Fraktion und die Oberbürgermeisterkandidatin Barbara Richstein auf, künftig ähnliche Äußerungen Herrn Heinzels nicht zu überhören, sondern sich umgehend deutlich inhaltlich von ihnen zu distanzieren und Herrn Heinzel zu einer Teilnahme am Schulungsangebot zu bewegen.

Gregor Voehse Stadtverordneter

Potsdam, 26.07.2010

Veröffentlicht von:
Die Andere

Info Potsdam Logo 2010-07-26 13:00:44 Vorherige Übersicht Nächste


1599

Das könnte Sie auch interessieren:

Beschämende Äußerungen von Gauland nicht hinnehmbar

Beschämende Äußerungen von Gauland nicht hinnehmbar

08.01.15 - Beschämende Äußerungen von Gauland nicht hinnehmbar DIE aNDERE lehnt jegliche Zusammenarbeit mit der AfD ab Die aktuellen Aussagen des Fraktions- und Parteivorsitzenden der AfD im Brandenburger Landtag, Alexander Gauland, ...
Anti-Tarifpolitik verstößt gegen Stadtverordnetenauftrag

Anti-Tarifpolitik verstößt gegen Stadtverordnetenauftrag

19.08.14 -   Seit Jahren bemüht sich DIE aNDERE um eine Bezahlung aller Beschäftigten des städtischen Klinikums nach öffentlichem Tarif. Leider wurden unsere Anträge dazu immer wieder abgelehnt.  Am ...
Sommertraum mit Badespaß statt Bußgelder und Wächter*innen

Sommertraum mit Badespaß statt Bußgelder und Wächter*innen

14.07.14 - Die Fraktion DIE aNDERE protestiert auf das Schärfste gegen die Pläne der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), jährlich 150.000 Euro für mehr Parkwächter*innen zu verschwenden. Unsere Fraktion hat kein ...
DIE aNDERE kritisiert Neuaufguss der gescheiterten Rathauskooperation

DIE aNDERE kritisiert Neuaufguss der gescheiterten Rathauskooperation

12.06.14 - Heute erreichte uns die Nachricht, dass die SPD-Fraktion sich entschieden hat, eine Neuauflage der Rathauskooperation mit Grünen und CDU/ANW anzustreben. Dabei sollen auch die politischen Gruppen mit ins Boot geholt werden, die ...
Keine Fête für 12.000 Leute, weil 4000 € fehlen?

Keine Fête für 12.000 Leute, weil 4000 € fehlen?

29.04.14 - Der Sommer 2014 wird freudlos beginnen. In den letzten zehn Jahren wurde in Potsdam, wie in hunderten anderen Städten auf der Welt, am 21.06. die Fête de la Musique gefeiert. Der KULTURtänzer e.V. hat unter dem ...

 
Facebook twitter