Armutsbericht für die Landeshauptstadt Potsdam vorgestellt
Landeshauptstadt Potsdam
Die Landeshauptstadt Potsdam hat erstmalig einen Armutsbericht für die Landeshauptstadt Potsdam veröffentlicht. Die Beigeordnete für Ordnung, Sicherheit, Soziales und Gesundheit, Brigitte Meier, stellte den Bericht heute gemeinsam mit Dr. Dietrich Engels vom mit der Erstellung beauftragten Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) der Öffentlichkeit vor. Dem Armutsbericht liegt ein mehrdimensionaler Lebenslagenansatz zu Grunde, in dessen Rahmen prekäre Lebensverhältnisse in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen analysiert werden können.
„Der Bericht zeigt, dass Potsdam im landes- und bundesweiten Vergleich durchschnittlich gut dasteht“, so Brigitte Meier und ergänzt: „Die Armutsgefährdungsquote in Höhe von 15 Prozent liegt zwar etwas über dem landesweiten Durchschnitt von 14,5 Prozent, im Bundesdurchschnitt liegt laut aktuellem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverband die Armutsgefährdungsquote mit 16,6 Prozent jedoch um einiges höher.“
Dr. Dietrich Engels vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik dazu: „Insgesamt kann man sagen, dass Potsdam im überregionalen Vergleich mit Land und Bund bei den meisten Indikatoren gute bzw. durchschnittliche Werte aufweist. Dies ist für eine ostdeutsche Großstadt keine Selbstverständlichkeit und zeigt, dass die Stadt den Transformationsprozess nach der Wende gut bewältigt hat.“
Lediglich im SGB II hat Potsdam höhere Werte als Land und Bund. Die Quote der EmpfängerInnen der Grundsicherung im Alter liegt zwischen der etwas höheren Quote auf Bundesebene und der etwas niedrigeren Quote auf Landesebene. Auch die Quote der EmpfängerInnen von Hilfe zur Pflege lag unterhalb der Quote auf Bundesebene und war identisch mit der Quote auf Landesebene, was für eine niedrigere Altersarmut als auf Bundesebene spricht.
Die Potsdamer Arbeitslosenquote und die des Bundes und des Landes haben sich immer mehr aneinander angeglichen und sind inzwischen nahezu identisch. Die Überschuldungsquote hingegen war in Potsdam niedriger als im landesweiten und bundesweiten Durchschnitt. In Bezug auf die Kaufkraft, welche fortlaufend über dem Landes-, aber unter dem Bundesniveau lag, zeigt sich, dass es hier immer noch einen Aufholbedarf insbesondere mit Blick auf die alten Bundesländer zu geben scheint.
Der Bericht macht jedoch auch deutlich, dass die Armutssituation in Potsdam einerseits räumlich ungleich verteilt ist: Insbesondere der Sozialraum „VI Schlaatz, Waldstadt I und II, Potsdam Süd“ hat in Bezug auf viele im Bericht dargestellte Indikatoren des Leistungsbezugs die höchsten Quoten. Zudem ist Armut in der Potsdamer Bevölkerung ungleich verteilt: Der Bericht macht deutlich, dass vor allem Alleinerziehende, Menschen ohne Arbeit, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderung ein erhöhtes Armutsrisiko haben.
In dem Bericht wurden zudem so genannte Handlungsfelder (Kinderarmut, Altersarmut, Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Beschäftigung, Armutsbekämpfung und Sensibilisierung, Soziale Teilhabe sowie Bildung) identifiziert, in denen kommunales Handeln notwendig wird. Bei der Beschreibung der Handlungsfelder handelt es sich nicht um Maßnahmen oder Handlungsempfehlungen im Sinne eines Maßnahmenplans, ein solcher Maßnahmenplan inkl. Beschreibung finanzieller Auswirkungen soll jedoch in der Folge erstellt werden.
„Das Hauptaugenmerk sollte insbesondere auf der Bekämpfung von Kinder- und Altersarmut liegen“, so Beigeordnete Brigitte Meier. „Hier gilt es insbesondere, die Zugänge von armutsbelasteten Familien ins System zu optimieren. Aufgrund der aktuell stark steigenden Lebenshaltungskosten ist davon auszugehen, dass das Armutsrisiko weiter steigen wird. Es wird daher eine der wichtigsten sozialpolitischen Aufgaben der nächsten Zeit sein, die kommunalen Auswirkungen der Inflationskrise zu bekämpfen.“
Potsdam, 13.09.2022Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
