Waisenhausstiftung tritt Arbeit des Jugendverbandes NAJU mit Füßen
Im Jahr 2003 bot die öffentlich-rechtliche Stiftung des Landes Brandenburg „Großes Waisenhaus zu Potsdam“ der Naturschutzjugend Brandenburg (NAJU) das zu der Zeit völlig verwilderte und seit zehn Jahren ungenutzte Gelände der alten Schlossgärtnerei in Gerswalde (Uckermark) für die Jugendarbeit der NAJU an.
Von Beginn an baut die NAJU hier in Absprache und Zusammenarbeit mit der Waisenhausstiftung erfolgreich eine Naturwerkstatt für Kinder und Jugendliche auf. Einzigartig an dem Projekt ist, dass die „Naturwerkstatt“ von den Jugendlichen selbst entwickelt wird und so ein Ort geworden ist, an dem sie ihre Ideen und Projekte umsetzen können. Darüber hinaus ist die Arbeit der Naturwerkstatt im Jahre 2010 von der „Yves Rocher Fondation“ mit einem Preis in Höhe von 3.000 Euro ausgezeichnet worden. In rund 36.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit und mehreren Großeinsätzen von Bundeswehreinheiten wurde aus dem heruntergekommenen und verwahrlosten Gelände ein Kleinod. Die Terrassenmauern wurden mit erheblichen Fördermitteln des brandenburgischen Umweltministeriums und anderer Stiftungen aufwendig saniert und vor dem Verfall gerettet.
Nunmehr ist durch den Stiftungsrat der Waisenhausstiftung der Verkauf des Geländes an Privatleute vorgesehen. Der Stiftungsrat setzt sich zusammen aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landesregierung. Vorsitzender ist der für die Kinder- und Jugendarbeit zuständige Abteilungsleiter des Bildungsministeriums. Ein Verkauf des Geländes an Privatleute wäre für die Jugendarbeit der NAJU ein Schlag ins Gesicht. Die durch den privaten Verkauf fällige Rückzahlung der Fördermittel könnte die NAJU finanziell ruinieren. Von der massiven Wertsteigerung des Geländes durch die ehrenamtliche Arbeit der NAJU würden Privatleute profitieren.
„Ich bin entsetzt und empört, dass die Vertreter der Landesregierung im Stiftungsrat einem solchen Verkauf zustimmen. zehn Jahre engagierte ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit würde bei einem Verkauf an Privatleute mit Füßen getreten“ erklärte Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des NABU Brandenburg. Die NAJU hatte ein über dem gutachterlich ermittelten Verkehrswert gelegenes Kaufangebot abgegeben und darin ausdrücklich die Bereitschaft zu Nachverhandlungen erklärt. Zusätzlich hat die NAJU nunmehr gegenüber der Waisenhausstiftung angeboten, den gleichen Kaufpreis wie die Privatleute zu zahlen.
„Mit Herzblut hängen unsere Kinder und Jugendlichen an der Naturwerkstatt in Gerswalde. Es ist skandalös, dass Landesregierung und Waisenhausstiftung unsere Naturwerkstatt an Privatleute veräußern will. Alle Erklärungen der Landesregierung zum Wert ehrenamtlicher Arbeit und zur Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit, erscheinen uns bei dieser Sachlage als völlig unglaubwürdig“, erklärte Yvonne Drößler, Vorsitzende der NAJU Brandenburg. „Wir erwarten, dass unser Kaufangebot angenommen wird, damit wir unsere erfolgreiche Kinderund Jugendarbeit fortsetzen können.
Potsdam, 13.12.2012Veröffentlicht von:
Gemeinsame Pressemitteilung von NABU und NAJU Brandenburg
