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Potsdam, 18.04.2013

Vogelsänger eröffnet Brandenburger Spargelsaison in Schäpe

Wenn Brandenburger Politiker ihre Fertigkeiten beim Anstich beweisen müssen, dann ist dies - anders als in Bier- und Weingegenden eher eine trockene Angelegenheit. Ab heute ist es wieder soweit: Mit vielen Prominenten muss auch Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger wieder zum Anstich aufs Feld. Mit der Autorität des größten zusammenhängenden Spargelanbaugebiets im Rücken lädt der Beelitzer Spargelverein zum offiziellen Erntestart des königlichen Gemüses, das alljährlich als erstes märkisches Feldprodukt zugleich den Beginn der Freilandsaison anzeigt. In diesem Jahr startet der feierliche Saisonauftakt auf den Anlagen von Josef Jakobs Spargelhof in Schäpe.

Vogelsänger: „Angesichts der kalten Frühjahrstemperaturen ist der Saisonstart in diesem Jahr keineswegs ein Selbstläufer. Viele haben schon jetzt einen Heißhunger auf frischen heimischen Spargel. Jetzt kann geht es endlich losgehen, bis es wieder heißt: Kirschen rot, Spargel tot. Ich wünsche allen Spargelanbauern im Land gute Erträge und viele Besucher in ihren Betrieben.“

Vor mehr als 150 Jahren begann der Spargelanbau im heutigen Land Brandenburg. Viel hat sich von den Anfängen bis in die Gegenwart verändert. 2012 erreichten die Erntemenge und die Anbauflächen einen neuen Höchststand. Nur in Niedersachsen und Nordrhein Westfalen wird noch mehr Spargel angebaut. Der Erfolg datiert mehr als 100 Jahre zurück, als 1861 der Ackerbürger und Glasermeister Herrmann den ersten Beelitzer Spargel nach Berlin brachte. Vor allem die Großstädter kamen auf den Geschmack. Dennoch gingen zu DDR-Zeiten die Anbauzahlen zurück. Spargel wurde zur Bückware – leider auch im übertragenen Sinne. Nach 1990 hat kein anderes Gemüse in Brandenburg so einen Aufschwung genommen wie der Spargel. 

2012 stieg die Spargelertragsfläche im Land Brandenburg auf 2.849 Hektar (plus 199 Hektar) im Ertrag stehende Anlagen an – der Spitzenwert seit 1990. Auch bundesweit stieg der Anbau dieser Kultur nach leichtem Rückgang im Vorjahr auf 19.328,5 Hektar (plus 717,5 Hektar) an. 

Bei einer im Vergleich zum Vorjahr höheren Gesamternte von 15.191 Tonnen in der Saison 2012 entspricht dies einem Ertrag von 53,3 Dezitonnen je Hektar und macht 63 Prozent der gesamten Gemüseanbauflächen des Landes Brandenburg aus. Damit wurde im Jahr 2012 in Brandenburg die größte Spargelmenge seit 1990 geerntet. 

Bezogen auf die Anbaufläche landete der Brandenburger Spargelanbau nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erneut auf Platz drei in Deutschland und war Spitzenreiter der neuen Länder. Das Hauptanbaugebiet befindet sich um Beelitz, im Landkreis Potsdam-Mittelmark gelegen. Mit mehr als 2.500 Hektar Anbaufläche kommen fast 75 Prozent der Brandenburger Spargelernte aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. So wundert es nicht, dass Beelitz die größte geschlossene deutsche Anbauregion ist. Die Frische und die Qualität des Produkts aufgrund der kurzen Wege und sicher auch die besondere Zusammensetzung der märkischen Region mit ihren leichten, sandigen Böden mit unterschiedlichen Lehmanteilen, die für den Anbau nahezu ideale natürliche Voraussetzungen bieten, sind die Voraussetzungen für den Qualitätsbegriff Beelitzer Spargel.

 

In Deutschland kaufen von 100 Haushalten 47 einmal jährlich Spargel. Im Durchschnitt werden zwei Kilogramm Spargel je Haushalt gekauft. Dies ergibt einen Durchschnittsverbrauch aus inländischer Produktion von 1,162 Kilogramm je Einwohner und einen Selbstversorgungsgrad von 83 Prozent. Da es sich bei Spargel um ein vergleichsweise teures Gemüse handelt, ist der Verbrauch sehr stark konjunktur- und einkommensabhängig. Diese Umstände erklären in Verbindung mit der Möglichkeit von privaten Direktimporten sehr preiswerten Spargels aus Polen das deutliche West-Ost-Gefälle. Insgesamt hat sich im Vergleich zum Zeitraum vor 2002 das Wachstum der Spargelanbauflächen deutlich verlangsamt. Es kam bereits zu Anbaueinschränkungen in Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Spree-Neiße. Dies zeigt, dass die Möglichkeiten der Direktvermarktung für Spargel im Land Brandenburg, auch unter Berücksichtigung der Nachfrage der Berliner, gegenwärtig weitgehend ausgeschöpft sind.

Beelitzer Spargelkönigin 2013 und sicher wieder eine der am meisten beschäftigten „Königinnen“ der Saison ist die 28jährige Michaela Kranepuhl.

Die Josef Jakobs Spargelhof GbR wurde am 28. August 1996 durch den Ankauf von 25 Hektar Ackerland und 75 Hektar Forst im Beelitzer Ortsteil Schäpe gegründet. 2001 kam dann der Standort an der B2, Ortseingang Beelitz, hinzu, Gesellschafter sind die Brüder Josef und Jürgen Jakobs. Heute verfügt über der Betrieb 200 Hektar eigene Ackerflächen und 200 Hektar eigene Forstflächen. Daneben werden 100 Hektar weitere Ackerflächen angepachtet beziehungsweise im Pflugtausch bewirtschaftet. Hauptprodukt des Betriebs 200 Hektar ist der Beelitzer Spargel. Diese Fläche soll auf 240 Hektar ausgebaut werden.

Weiterhin sind auf 25 Hektar Heidelbeeren, auf drei Hektar Erdbeeren und auf zwei Hektar Kürbisse angebaut.15 Mitarbeiter ganzjährig fest angestellt. In der Saison kommen 150 deutsche und 350 ausländische Mitarbeiter hinzu. Der Absatz seit Jahren im Wesentlichen direkt auf den beiden Spargelhöfen in Schäpe und Beelitz sowie über 50 Straßenverkaufsstände. Daneben wird die Gastronomie direkt beliefert (auch bis auf die Inseln Rügen und Usedom). Größere Abnehmer sind neben den Gastronomiezulieferern insbesondere auch EDEKA und REWE.

Asiatische Wurzeln

Heimat des Spargels (Asparagus officinalis) ist Vorderasien. Der Spargel liebt leichte, schnell erwärmbare Standorte wie schluffige Sandböden. Die Wurzeln der botanisch als Staudenkultur zu klassifizierenden Pflanze wurden schon von den alten Ägyptern, Römern und Griechen als Delikatesse geschätzt. Als alte Arzneipflanze wird der Spargel vor allem durch seinen hohen gesundheitlichen Wert geschätzt. Viele wichtige Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe sind günstig für die Gesunderhaltung des menschlichen Organismus.

Spargel zählt flächenmäßig zu den 15 wichtigsten Gemüsearten in der Welt. Auf 250.000 Hektar wird weltweit Spargel angebaut, in Deutschland sind es immerhin 17.950 Hektar. Damit ist Spargel gleichzeitig das wichtigste Gemüse in Deutschland, das bei Spargel auch den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch innerhalb der Europäischen Gemeinschaft verzeichnet.

Gijnlim und Grolim

Eine Spargelpflanzung wird aus wirtschaftlichen Gründen auf maximal zehn bis zwölf Jahre angelegt. Besonders häufig werden hierzulande ertragsstarke Bleichspargelsorten angebaut wie „Gijnlim“, „Grolim“ und „Eposs“, daneben aber auch weniger ertragreiche Sorten wie die „Huchelslinie“, die vor allem als Gourmetspargel vermarktet wird. Daneben gewinnt auch der Grünspargel aufgrund seines besonderen Aromas und seines hohen Vitamin- und Mineralgehalts immer mehr Anhänger. 

Aus wirtschaftlicher Sicht gewinnt die Verfrühung der Ernte mit Folie und Beheizung zunehmend an Bedeutung. Schaderreger im Spargelanbau sind Spargelfliege, Bohnenfliege und Spargelrost. Die Spargelsaison endet traditionell am 24. Juni (Johanni).

Keine Zeit zum Holzen

Immer wieder wird gefragt, warum der Beelitzer Spargel sich so gravierend von anderen Anbauregionen im Geschmack unterscheidet. Schnelles Wachsen, bedingt durch die Brandenburger Sandbüchse, fördert so schnelles Wachsen und Gedeihen – der Beelitzer Spargel hat keine Zeit; holzig zu werden. Das haben bereits die Feinschmecker schon vor der Jahrhundertwende beim Beelitzer herausgefunden und so mit ihrer Nachfrage den Anbau entscheidend angekurbelt.

 

Potsdam, 18.04.2013

Veröffentlicht von:
Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Brandenburg

Info Potsdam Logo 2013-04-18 11:39:14 Vorherige Übersicht Nächste


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