Uni Potsdam: Dem kosmopolitischen Glauben auf der Spur
Der frühhumanistischen Verteidigung des Christentums durch den niederländischen Philosophen Hugo Grotius widmet sich eine internationale Tagung am 10. und 11. Februar an der Universität Potsdam. Im Zentrum der Konferenz, die Potsdamer Masterstudierende unter Anleitung des Gastprofessors Hans Blom ausrichten, steht Grotius’ Text „De Vertitate“ und dessen Rezeptionsgeschichte in Europa.
Mit „De Veritate Religionis Christianae“ veröffentlichte der politische Philosoph Hugo Grotius 1627 ein Werk, das heute als Schlüsseltext eines Jahrhunderts kosmopolitischer Neuverteidigung des Christentums gegenüber den Errungenschaften der klassischen Antike, des Judentums und des Islams gilt. Mit „De Veritate“ versuchte Grotius eine humanistische Verteidigung der christlichen Religion, die auf die Begründung aus der Offenbarung ganz verzichtete und philosophische und historisch-kritische Argumente geltend machte. Aus dem Christentum wurde so eine kosmopolitische Überzeugung, die sowohl über das Christentum hinausgging als auch die inneren Zwistigkeiten überbrückte.
Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von Grotius’ Text ist Thema einer internationalen Konferenz, die am 11. und 12. Februar an der Universität Potsdam stattfindet. Unter dem Titel „The true faith? A cosmopolitan project in the early Enlightenment – Grotius und der religiöse Diskurs der Frühaufklärung“ verfolgt die Tagung Grotius’ „De Veritate“ durch seine Zeit, unterschiedliche Dimensionen der Kritik, den interkonfessionellen Dialog und gar die koloniale Praxis. Dabei tritt der Text in immer neuer Gestalt in Erscheinung, bestimmt von seinen je unterschiedlichen Kontexten. So bot „De Veritate“ beispielsweise „Argumentationshilfe für holländische Seeleute, die immer wieder mit Nichtchristen konfrontiert wurden – eine Schlüsselsituation in der Entstehungsphase der europäischen Aufklärung, in der die Konfrontation mit anderen Religionen eine Erfahrung darstellte, die das überkommene religiöse Weltbild erschütterte“, erklärt Prof. Dr. Hans Blom, Gastprofessor am Historischen Institut und Organisator der Konferenz.
Die Tagungskonzeption wurde in einer Lehrveranstaltung des Masterstudiengangs „Kulturelle Begegnungsräume der Frühen Neuzeit“ im intensiven Austausch zwischen dem Dozenten und den Studierenden entwickelt. Unterstützt wird die Konferenz durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung, das internationale Doktorandenprogramm ENGLOBE, die Fachzeitschrift Grotiana und das Frühe Neuzeit Zentrum der Universität Potsdam.
Zum Auftakt der Konferenz hält der internationl angesehene Aufklärungsforscher Jonathan Israel (Princeton) eine öffentliche ENGLOBE-Vorlesung über „‚True Christianity‘ and the Radical Enlightenment“. Jonathan Israel ist Professor of Modern History am Institute for Advanced Study der Princeton University. 2001 erhielt er den Leo Gershoy Prize der American Historical Association und gewann 2008 den A.H.-Heineken-Preis für Geschichte, der von der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften vergeben wird. 2010 erhielt Jonathan Israel die Benjamin Franklin Medal der Royal Society of Arts.
Zur Vorlesung und dem anschließenden Empfang sowie zur gesamten Tagung sind Gäste herzlich willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos, Konferenzsprache ist Englisch.
Veröffentlicht von:
Universität Potsdam
2012-02-04 2012-02-04 12:25:05 Vorherige Übersicht Nächste