UNESCO Creative City of Film Potsdam erhält „Boulevard des Films“
Landeshauptstadt Potsdam
Große Filme „Made in Potsdam“: Seit 1912 ist Potsdam traditionsreicher Filmstandort, und seit 30. Oktober 2019 ist Brandenburgs Landeshauptstadt die erste deutsche UNESCO Creative City of Film. Viele Vorhaben und Ideen der Projektinitiatoren und der Projektpartner befinden sich in Planung oder Umsetzung. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raumes wird heute der aktuelle Status des Projekts „Boulevard des Films“ vorgestellt.
Die Brandenburger Straße soll im Zuge ihrer grundlegenden Sanierung ab 2021 zu einem „Boulevard des Films“ werden. Dabei wird dieses Projekt keine Kopie des Walk of Fame in Hollywood. Potsdam geht seinen eigenen Weg, der mit der besonderen Tradition des Filmstandorts zusammenhängt. Gewürdigt werden nicht Stars und Sternchen, sondern die großen Filme, die hier in unterschiedlichen gesellschaftlichen Epochen entstanden sind. Damit besteht die Chance, auch Klassiker des deutschen Films zu würdigen, deren Macher heute nicht mehr am Leben sind, so etwa bei „Metropolis“, dem ersten deutschen Film, der zum Weltdokumentenerbe gehört.
Oberbürgermeister Mike Schubert hat im Januar 2020 eine Jury berufen, bestehend aus Prof. Dr. Chris Wahl, Leiter des Masterstudiengangs Filmkulturerbe an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Guido Altendorf vom Filmmuseum Potsdam, Christiane Krone-Raab vom Medienboard Berlin-Brandenburg, des weiteren Dr. Christoph L. Woebken, Vorstandvorsitzender der Studio Babelsberg AG, die Leiterin des Filmarchivs im Bundesarchiv, Petra Rauschenbach, Stefanie Eckert, vom Vorstand der DEFA-Stiftung, Christiane von Wahlert aus dem Vorstand der Friedrich-Murnau-Stiftung sowie Dr. Sigrid Sommer vom federführenden Marketingbereich der Landeshauptstadt Potsdam. Diese Jury hat in den letzten Monaten anhand eines Kriterienkatalogs 50 Filme ausgewählt.
Ausschlaggebend für die Entscheidung waren hierbei die Bedeutung für den Standort (Kreativität aus Potsdam), die gesellschaftliche Relevanz, der Publikumserfolg/Kultcharakter des Films, die besondere künstlerische oder technische Leistung sowie Auszeichnungen und Preise für die Werke.
Prof. Chris Wahl, der die Jury leitet, kommentiert deren Arbeit mit folgenden Worten: „Die Beschäftigung mit dem reichen filmischen Erbe ist für mich Profession, durch das ganz besondere Projekt des ‚Boulevard des Films‘ ist dieses Thema aber auch für die anderen Jurymitglieder zur Passion geworden.“ Diesen Eindruck bestätigt auch die Leiterin des Filmarchivs, das Teil des Bundesarchivs ist. Petra Rauschenbach unterstreicht: „Ich bin Potsdamerin und seit Beginn meines Berufslebens eng mit der Potsdamer Filmgeschichte vertraut. Unter den vielen wunderbaren Filmen aus Potsdam die besten zu definieren, war durchaus eine Herausforderung, der wir uns alle mit Leidenschaft gestellt haben.“
Die Auswahl der 50 Filme soll nun der Öffentlichkeit im Rahmen einer Bürgerbeteiligung vorgestellt werden. Die Potsdamerinnen und Potsdamer sind aufgerufen, ihre Lieblingsfilme definieren. Dieter Jetschmanegg, der als Dezernent Zentrale Verwaltung auch für das Thema Bürgerbeteiligung zuständig ist, freut sich auf das Votum der Öffentlichkeit: „Bei der Auswahl der Publikumslieblinge gibt es keine Altersgrenzen. Film ist ein generationsübergreifendes Medium. An der Kür der Filmfavoriten kann sich jeder und jede beteiligen.“ Die Auswahl der Filme wird im Rahmen einer Open-Air-Ausstellung präsentiert. Darüber hinaus werden alle 50 Filme in Potsdam gezeigt – im Filmmuseum, im Thalia Kino, im Oscar in Drewitz sowie in Groß Glienicke. Das Votum ist analog und online möglich. Die Publikumslieblinge erhalten eine hervorgehobene Darstellung.
Die weitere Möglichkeit der Beteiligung betrifft die Gestaltung der Granitplatten, auf denen die komprimierten Informationen über die Filme aufgebracht werden. Grafiker, Künstler und auch interessierte Laien sind aufgerufen, ihre spezifischen Gestaltungsvorschläge zu machen. Dabei gibt es bestimmte Rahmenvorgaben, die sich auf die vorgeschriebene Größe der Platten sowie den Umfang des Textes beziehen.
Für das Bauvorhaben Brandenburger Straße selbst soll bis zum Ende dieses Jahres die Ausschreibung der Bauleistungen laufen. Die Realisierung erfolgt in drei Bauabschnitten ab März 2021 bis 2023. Geplant ist, dass die Arbeiten jeweils von März bis Oktober durchgeführt werden. Die Farbe des Natursteins und das Verlegeraster wurden u. a. in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem bisherigen Beauftragten für Menschen mit Behinderungen definiert. Die Platten für den „Boulevard des Films“ werden auf der gesamten Länge geplant. Dabei sind die Kreuzungsbereiche ausgenommen. Auf diese Weise gibt es Platz für ca. 55 Gestaltungselemente von Am Bassin (vorausgesetzt der Abschnitt von Am Bassin bis zur Friedrich-Ebert-Straße wird Fußgängerzone) bis zum Brandenburger Tor.
Mit der Realisierung des „Boulevard des Films“ im Rahmen eines geplanten Investitionsverfahrens leistet Potsdam einen Beitrag zur Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. zu deren Einhaltung jede UNESCO Kreativstadt verpflichtet ist. Konkret geht es um das Ziel 11. „Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten“ sowie das Ziel 12. „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“. Martina Woiwode, als Bereichsleiterin Verkehrsanlagen zuständig für die Baumaßnahme, unterstreicht: „Mit der Umsetzung der Idee des ‚Boulevard des Films‘ im Zuge der anstehenden Sanierungsmaßnahme leisten wir auch einen Beitrag zur Belebung der Brandenburger Straße. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie wichtig eine belebte und lebendige Innenstadt ist.“
Prof. Dr. Chris Wahl erläutert abschließend: „Das Babelsberger Filmerbe hat regionale Bedeutung und internationale Strahlkraft zugleich. Es ist daher völlig konsequent, an einem zentralen Ort der Potsdamer Innenstadt stolz auf einige der prägnantesten Leistungen zu verweisen.“
Der Boulevard des Films
Nr. Jahr Titel
1 1911/12 Der Totentanz
2 1913 Der Student von Prag
3 1919 Madame Dubarry
4 1921/22 Fridericus Rex
5 1922/24 Die Nibelungen
6 1924 Der letzte Mann
7 1926 Die Abenteuer des Prinzen Achmed
8 1925/26 Metropolis
9 1930 Die drei von der Tankstelle
10 1930 Der blaue Engel
11 1931 Emil und die Detektive
12 1931 Mädchen in Uniform
13 1931 Der Kongress tanzt
14 1935 Amphitryon
15 1941 Frauen sind doch die besseren Diplomaten
16 1942/43 Münchhausen
17 1943/44 Die Feuerzangenbowle
18 1945 Unter den Brücken
19 1946 Die Mörder sind unter uns
20 1950 Das kalte Herz
21 1951 Der Untertan
22 1953 Die Geschichte vom kleinen Muck
23 1954-1956 Du und mancher Kamerad
24 1963/64 Der geteilte Himmel
25 1965 Das Kaninchen bin ich
26 1965 Die Söhne der großen Bärin
27 1966/90 Jahrgang 1945
28 1966 Spur der Steine
29 1967/68 Ich war neunzehn
30 1971 Der Dritte
31 1972/73 Die Legende von Paul und Paula
32 1972/1973 Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
33 1972 Eolomea
34 1974 Jakob der Lügner
35 1979 Bis dass der Tod Euch scheidet
36 1978-80 Solo Sunny
37 1981 Das Fahrrad
38 1983 Moritz in der Litfaßsäule
39 1988/89 Coming Out
40 1990 Die verriegelte Zeit
41 1990 Im Durchgang – Protokoll für das Gedächtnis
42 1999 Sonnenallee
43 2001 Duell - Enemy at the Gates
44 2002 Der Pianist
45 2005 V wie Vendetta
46 2008 The Reader/Der Vorleser
47 2009 Inglourious Basterds
48 2011 Halt auf freier Strecke
49 2014 The Grand Budapest Hotel
50 2015 Bridge of Spies – Der Unterhändler
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