Tag zur Beseitigung der Armut: Gleichstellungsbeauftragte weist auf Situation von Alleinerziehenden hin
Die Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth-Koschnick nimmt den „Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut“ am 17. Oktober zum Anlass, um auf die schwierige Situation von Alleinerziehenden und ihren Kindern hinzuweisen. „In Deutschland tragen Alleinerziehende und ihre Kinder das höchste Armutsrisiko“, sagt Martina Trauth-Koschnick.
Insgesamt gibt es in Potsdam 5326 Alleinerziehende. Darunter sind 4806 Frauen und 520 Männer. „Es scheint so, dass sich auch in der Landeshauptstadt die Situation der Alleinerziehenden verschlechtert“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Waren im Jahr 2011 noch 14,5 Prozent der Personen mit SGB II–Bezug Alleinerziehende, lag ihr Anteil 2015 bei 15,8 Prozent. Dieser Trend ist in ganz Deutschland zu sehen. Trauth-Koschnick verweist auf eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Juli dieses Jahres, wonach Ein-Eltern-Familien fünfmal häufiger im SGB II-Bezug sind als Paar-Familien, obwohl mehr als drei Viertel der Alleinerziehenden über einen mittleren bis hohen Berufsabschluss verfügen.
„Oft müssen Ein-Eltern-Familien nur deshalb Leistungen nach dem SGB II beantragten, weil die unterhaltspflichtigen Elternteile ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen“, sagt Martina Trauth-Koschnick. „Es kann nicht hingenommen werden, dass zahlungsfähige unterhaltpflichtige Eltern – in der Regel Väter – ihrer Unterhaltspflicht nicht nachkommen“. So lag im Jahr 2015 in der Landeshauptstadt Potsdam die Höhe des Unterhaltsvorschusses bei rund 2,1 Millionen Euro. Mit dem Unterhaltsvorschuss springt der Staat ein, wenn kein Kindesunterhalt gezahlt wird.
Bisher endete nach 72 Monaten die maximale Bezugszeit und die Altersgrenze lag bei zwölf Jahren. Das soll sich nach Plänen des Bundesfamilienministeriums nun ändern. Diese sehen vor, die Altersgrenze von 12 auf 18 anzuheben und den Unterhaltsvorschuss künftig ohne zeitliche Befristung zu gewähren. Offen bleibt, in welcher Form und wie schnell in Abstimmung mit den Ländern die Umsetzung dieses Beschlusses erfolgen wird. Im Sinne der Alleinerziehenden drängt Martina Trauth-Koschnick auf eine möglichst baldige Umsetzung.
Die Gleichstellungsbeauftragte möchte auch dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für eine Teilzeitausbildung für junge Menschen mit Kindern zu verbessern. „Wenn Frauen und Männer in sehr jungen Jahren Familienaufgaben übernehmen, tragen sie ein hohes Risiko, keinen Berufsabschluss zu schaffen. „Gerade für die berufliche Erstausbildung und Qualifizierung von jungen Menschen mit Kindern ist die Teilzeitausbildung ein wichtiger Baustein“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Theoretisch besteht zwar schon seit zehn Jahren die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung für junge Eltern, aber nur 0,4 Prozent der Betroffenen nehmen diese bisher wahr. „Viele Alleinerziehende wissen von dieser Möglichkeit gar nicht“, so Trauth-Koschnick. Deswegen wird die Gleichstellungsbeauftragte am 8. Dezember zum Arbeitskreis „Alleinerziehend in Potsdam“ ins Stadthaus einladen, um sich mit unterschiedlichen Akteuren zum Thema „Teilzeitausbildung für Alleinerziehende“ auszutauschen und Verbesserungsmöglichkeiten für Potsdam auszuloten.
Potsdam, 17.10.2016Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
