Tack würdigt ehrenamtliche Arbeit der Suchtselbsthilfe
„Die Sucht-Selbsthilfe ist neben der ambulanten bzw. stationären Versorgung und dem öffentlichen Gesundheitsdienst ein wesentliches Element der Versorgung von Suchtkranken. Sie muss sich ständig den wechselnden Bedürfnissen unserer Gesellschaft anpassen und ihre Arbeit weiter entwickeln“, so Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack heute auf der Sucht-Selbsthilfe-Tagung in Potsdam. Bereits zum 18. Mal treffen sich unter dem Dach der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. Mitglieder von Selbsthilfegruppen aus dem ganzen Land Brandenburg, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen.
Tack würdigte das jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement und die damit verbundene Arbeit der Selbsthilfegruppen. „Sie sind nicht mehr wegzudenken und stellen nicht nur eine wichtige Ergänzung für Gesundheitsämter, Beratungsstellen, niedergelassene Ärzte und andere Hilfsinstitutionen dar. Selbsthilfe bedeutet immer auch in hohem Maße die Übernahme von Eigenverantwortung“, so die Ministerin in ihrem Grußwort.
Über 220 Sucht-Selbsthilfegruppen sind in Brandenburg für Betroffene und deren Angehörige da. Sie sind in unterschiedlichen Verbänden, Trägerschaften oder als freie Gruppen organisiert. Der Weg zur Selbsthilfegruppe führt zumeist über eigenes schmerzliches Erleben. Gerade deshalb sind Rat und Trost und die angebotene Unterstützung so überzeugend und effektiv. Im Zentrum der Arbeit stehen der regelmäßige Erfahrungs- und Informationsaustausch, genauso wie die Planung und Umsetzung gemeinsamer Aktivitäten.
Die heutige Sucht-Selbsthilfe-Tagung beschäftigt sich mit solchen Themen, wie Selbsthilfe in einem älter werdenden Land und wie junge Suchtkranke über die Selbsthilfe erreicht werden können. Das Online-Selbsthilfe-Programm als anonymer Einstieg zur Selbsthilfe der Lindower Salusklinik oder der bundesweit erste Radiosender „Help FM“ sind laut Tack ein gutes Beispiel für neue Wege in der Selbsthilfe.
Tabak und Alkohol sind unverändert Deutschlands Droge Nummer 1. Die letzte Studie des Robert-Koch-Institutes von 2009 macht deutlich, dass mehr als jeder vierte Erwachsene in Brandenburg Alkohol in Mengen trinkt, die langfristig gesundheitsschädigend sind. Besorgniserregend ist dabei der hohe Anteil junger Menschen, insbesondere junger Männer, unter den Risikokonsumenten.
Gegenwärtig wird in Brandenburg die dritte Schülerumfrage zum regelmäßigen „Substanzkonsum“ unter Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen durchgeführt. Erste Befragungen von 2005 und 2009 hatten einen rückläufigen Trend bei Mädchen um 25 Prozent und bei Jungen um 15 Prozent deutlich gemacht. „Dieser Trend ist erfreulich“, so die Ministerin.
Zu den immer wieder kehrenden Debatten um ein prinzipielles Verkaufsverbot für unter 18jährige oder Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen sagte Tack: „Es ist ein Irrtum, dass damit Alkoholmissbrauch eingedämmt oder vorgebeugt werden kann. Es gibt beispielsweise hinsichtlich des Verkaufsverbotes kein Gesetzesdefizit, sondern ein Vollzugsdefizit.“ Nach Gesetzeslage sollte es unmöglich sein, dass unter 15jährige Kinder mit einer akuten Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden müssen. 2011 waren es 78.
Suchtvorbeugung muss dort stattfinden, wo Menschen leben, wo sie zu Hause sind oder arbeiten. Deshalb ist der erste Ansatzpunkt die Familie. Durch eine bewusste Vorbildfunktion, durch gezielte Gespräche mit dem Nachwuchs und durch verantwortlichen Umgang mit Suchtstoffen innerhalb der familiären Gemeinschaft kann dort der Grundstein für ein späteres suchtfreies Leben gelegt werden. Das Lebensumfeld von Familien muss erreicht werden und hierfür ist eine gut funktionierende Sucht-Selbsthilfe sehr wichtig.
Potsdam, 25.02.2013Veröffentlicht von:
Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MUGV)
