Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden abgeschlossen
Vier Gebäude in der Charlottenstraße, der Lindenstraße 14 und 15 sowie die Friedrich-Ebert-Straße 84 wurden denkmalgerecht instand gesetzt.
Die aufwendigen und umfangreichen Instandsetzungsmaßnahmen der letzten 20 Jahre im Sanierungsgebiet der denkmalgeschützten Zweiten Barocken Stadterweiterung neigen sich dem Ende zu. Mit Ausnahme von wenigen barocken Typenhäusern, die bis zum heutigen Tag auf ihre Instandsetzung warten, sind nunmehr weit über 90% der zuvor dringend sanierungsbedürftigen Gebäude denkmalgerecht grundsaniert worden.
Dieses erfreuliche Ergebnis nutzte die Stadt Potsdam gemeinsam mit den Eigentümern der Gebäude in einem Vor-Ort-Termin, die Instandsetzungsergebnisse vorzustellen, die stellvertretend für die gebietstypischen Instandsetzungsaufgaben der letzten 20 Jahre waren.
Die Alte Wache in der Charlottenstraße als ein stadtgeschichtlich wichtiges architektonisches Bauwerk war der Wahrnehmung der Öffentlichkeit durch Rüstungen fast zwei Jahre entzogen. Seit Ende 2012 sind nun die Fassaden ausgerüstet. Die aufwendigen steinkonservatorischen Instandsetzungsmaßnahmen am Figurenschmuck und den sandsteinsichtigen Fassaden haben sich gelohnt. Marco Eller, Filialdirektor der Commerzbank als Eigentümer dieses ortsbildprägenden bedeutenden Denkmals teilt erfreut mit: "Die Alte Wache ist ein architektonisches Kleinod unserer Stadt. Wir freuen uns, an diesem historischen Platz schon seit 1990 eine Filiale zu unterhalten. Und die nun erfolgte Sanierung gibt dem Gebäude seine alte Würde zurück. Wir haben sehr darauf geachtet, unsere Markenzeichen dem Gesamterscheinungsbild der Alten Wache anzupassen. Wir denken, dies ist gut gelungen."
Als Beispiel für gelungene denkmalgerechte Sanierungen gelten auch die barocken Typenhäuser von 1733-1738 in der Lindenstraße 14 und 15. Die Rettung dieser Denkmale, insbesondere der Lindenstraße 15 war lange Zeit nicht gesichert, da dieses Gebäude völlig entkernt seit 1995 leer stand und am Längsten auf seine Rettung wartete.
Der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bauen Matthias Klipp betont: „An dieser Stelle möchte ich mich für die konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Unteren Denkmalbehörde und der Bauträgergesellschaft Thamm&Partner GmbH, dem Bauleiter Herrn Türk und der Architektin Frau Ilona Meier bedanken. Erfreulich ist insbesondere, dass Thamm&Partner die Tradition der denkmalpflegerisch vorbildlich instandgesetzten Wohn- und Geschäftshäuser in der Zweiten Barocken Stadterweiterung fortgesetzt hat." Im Jahr 2005 wurden mit einem vergleichbaren Ergebnis die Dortustraße 13 und 14 fertig gestellt und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das repräsentative Eckgebäude am Nauener Tor auf der Friedrich Ebert Straße Nr.84, das als nächstes Gebäude vorgestellt wurde, ist nach originalen Bauantragsunterlagen aus der „Acta specialia" wieder rekonstruiert worden. Die Wiederherstellung der Fassadenarchitektur und die Ergänzung der geschweiften Giebel sowie die Neueindeckung der Dächer mit Naturschiefer zeigen, wie die verlorene Aufenthaltsqualität am südlichen Nauenertorplatz im Sinne der historistischen Stadtbildpflege wieder zurückgewonnen werden konnte.
Hintergrundinformationen:
1)
Die Alte Wache, errichtet 1795/1797nach den Plänen von Andreas Ludwig Krüger war zuletzt Mitte der siebziger und in den späten achtziger Jahren des 20.Jh. notdürftig instandgesetzt worden. Die Sanierungsfehler dieser Zeit und deutliche Natursteinschädigungen, machten eine restauratorische Grundinstandsetzung der bekannten ortbildprägenden Fassaden an der Lindenstraße und Charlottenstraße mit ihren Loggien und dem Figurenschmuck auf der Attika dringend erforderlich.
Die wertvollen Figuren auf der Attika wurden durch die Bildhauer und Brüder Wohler erschaffen. Die mittleren Hauptgruppen stellen Mars und Belona dar, welche die Kriegskunst symbolisieren. Die Bildhauerwerke wurden für die steinkonservatorische Instandsetzung in die Restaurierungsfirma von Herrn Thomas Schubert nach Berlin gebracht. Die zuvor pechschwarzen Sandsteinfiguren wurden hier mit einer Silikatkreide behutsam aufgehellt, damit sie nach der Restaurierung wieder Bestandteil der gesamten Fassadenarchitektur sind.
Viele Sandsteinoberflächen der Alten Wache konnten durch die extreme Verschmutzung nicht ausreichend gereinigt werden. Die Reparatursteine aus den achtziger Jahren des 20. Jh. waren jedoch zu hell, sodass die sandsteinsichtigen Fassaden einem Flickenteppich glichen, der das gesamte architektonische Erscheinungsbild beeinträchtige.
Die Fassaden an der Charlottenstraße und an der Lindenstraße mussten beruhigt werden.
Auch hier konnte eine Aufhellung der zu dunklen Sandsteinoberflächen und eine Abdunkelung der zu hellen Steine durch den Einsatz von Silikatkreide ermöglicht werden. Diese aufwendigen Retuschearbeiten leistete die Restauratorin Frau Beutel aus Potsdam mit ihrem Team.
Farbrestauratorische Befunduntersuchungen an den Fassaden erbrachten acht nachweisbare Farbfassungen. Leider war die bauzeitliche Farbfassung nur fragmentarisch erhalten und konnte nicht für alle Bauteile nachgewiesen werden. Daher entspricht die nun ausgeführte Farbfassung der Farbfassung von 1936, welche am umfangreichsten auf allen Architekturelementen nachgewiesen werden konnte.
Hervorzuheben sind abschließend die instandgesetzten Scharrenstände, ehemalige Verkaufsstände der Metzger, mit ihren auffälligen Klappläden an der Bäckerstraße. Diese ehemaligen Verkaufsstände gelten als die ältesten Verkaufsstätten der Stadt Potsdam.
Die sehr konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem beauftragten Architekten Herrn Veix vom Architekturbüro BPV- Architekten aus Hamburg, mit den ausführenden Restaurierungsfirma Bednarek mit Subunternehmen sowie mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Potsdam und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege sowie die finanzielle Rückendeckung der Commerzbank ermöglichten das heutige überzeugende und denkmalgerechte Instandsetzungsergebnis.
2)
Die dringend notwendigen Instandsetzungsarbeiten bei den Gebäuden der Lindenstraße 14 und 15 begannen Ende 2010. Es konnte noch rechtzeitig ein wertvolles Tafelparket mit Intarsien im Obergeschoss der Lindenstraße 15 sowie der liegende Dachstuhl und ein originales barockes Fenster in der Giebelstube in der Lindenstraße Nr.14 gerettet und fachgerecht aufgearbeitet werden.
Hervorzuheben sind im Rahmen der umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen die nach restauratorischen Farbbefund wiederhergestellten Wand und Deckenfassungen in den Dielen der Obergeschosse sowie in der Hausdurchfahrt der Lindenstraße 14 bzw. Hausdurchgang in der Lindenstraße Nr.15. Die denkmalgerecht instandgesetzten Gebäude in den Höfen sowie gebietstypische Pflastermaterialien tragen zu dem unverwechselbaren Hofcharakter der Zweiten Barocken Stadterweiterung bei.
3)
Das repräsentative Eckgebäude am Nauener Tor auf der Friedrich Ebert Straße Nr.84 wurde an Stelle eines barocken Typenhauses von einem Fleischermeister Uhlmann 1898 errichtet. Die Fassadenarchitektur wurde in den siebziger Jahren des 20. Jh. abgeschlagen und die Naturschieferdeckung auf den Dächern durch Bitumenschindeln ersetzt. Die Wiederherstellung der Fassadenarchitektur und die Ergänzung der geschweiften Giebel sowie die Neueindeckung der Dächer mit Naturschiefer belegen, wie die verlorene Aufenthaltsqualität am südlichen Nauenertorplatz im Sinne der historistischen Stadtbildpflege wieder zurückgewonnen werden konnte. Auch im Punkt Nachhaltigkeit hat der Bauherr Herr Köppel klug gehandelt und investierte in eine nachhaltige Fassadeninstandsetzung. Die ergänzte Architektur der beiden hohen Schaufassaden wurde handwerklich und fachgerecht durch die Stuckateurfirma Pauli und Ebel aus Potsdam nach originalen Bauantragsunterlagen aus der „Acta specialia" wieder rekonstruiert. Regelmäßige Abstimmungen mit der Stuckateurfirma, dem Architekturbüro Miethe und Quehl aus Potsdam sowie mit der Unteren Denkmalbehörde zu Profilierungen, Proportionen und Farbfassungen ermöglichten die Wiedergeburt der gründerzeitlichen Fassaden am Nauenertorplatz. Allen Beteiligten auch hierzu ein herzlichen Dank für das überzeugende Instandsetzungsergebnis.
Potsdam, 08.03.2013
Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
