Modellversuch Zeppelinstraße: Landeshauptstadt weist Kritik von Landrat Blasig zurück
Die Landeshauptstadt Potsdam weist die Anschuldigungen von Wolfgang Blasig, Landrat Potsdam-Mittelmark, in einem Medieninterview in weiten Teilen zurück. Von einem unabgestimmten Vorgehen beim Modellversuch Zeppelinstraße kann nicht die Rede sein, sagt der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt, Bernd Rubelt.
„Der Modellversuch Zeppelinstraße ist eine Operation am offenen Herzen. Dass das nicht einfach wird, war von Anfang an klar“, betont Rubelt. „Klar ist aber auch, dass der Schutz der Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner der ‚dreckigsten Straße Brandenburgs‘ an oberster Stelle stehen muss. Ich würde mir deshalb wünschen, dass der Versuch als Chance gesehen wird, die Lebensqualität der Anwohnern, aber auch die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.“
Der Modellversuch in der Zeppelinstraße ist zum Schutz der Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner dringend erforderlich. Anders als in der Großbeerenstraße haben die Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung und somit zur Verringerung der Stickstoffdioxidbelastung keine signifikante Verbesserung bewirkt. 2016 wurde hier eine Belastung von 43 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel gemessen und damit eine deutliche Überschreitung des erlaubten Grenzwertes von 40 Mikrogramm. Aus diesem Grund wurde durch das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft ein Luftreinhalteplan für die Landeshauptstadt Potsdam erstellt, in dem geeignete Maßnahmen aufgeführt werden. Im Kern sind eine Reduktion des KFZ-Verkehrs und die Verlagerung auf umweltverträglichere Verkehrsmittel notwendig. Auch die Stadtverordnetenversammlung hat im Rahmen eines Beschlusses empfohlen, durch einen Modellversuch zu testen, ob sich durch die Neuaufteilung des Straßenraumes, von der eine dauerhafte Änderung des Verkehrsverhaltens und somit eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs auf der Strecke erwartet wird, die Luftschadstoffe verbessern.
Von dem Modellversuch sind auch die Pendler aus den Nachbargemeinden betroffen, die einen großen Teil des Verkehrsaufkommens in dem Bereich ausmachen. Daher hat die Stadt seit Beginn des Projekts im Frühjahr 2015 regelmäßig und transparent über die Planungen durch verschiedene Berichterstattungen und Mitteilungen u. a. auch in der Arbeitsgruppe Verkehr, in der auch die Nachbargemeinden Schwielowsee und Werder sowie der Landkreis Potsdam-Mittelmarkt beteiligt sind, informiert. In Vorbereitung des Modellversuchs wurden sämtliche Einwände geprüft und mit den jeweiligen Ansprechpartnern diskutiert. Im Rahmen des im Vorfeld der Umgestaltung geführten Anhörungsverfahrens wurden dem Landkreis Potsdam-Mittelmark ausführlich die einzelnen Schritte und der damit verbundene Versuchszeitraum dargelegt.
Der geplante Modellversuch entspricht den Vorgaben des Luftreinhalteplans für die Landeshauptstadt Potsdam, welcher für die Zeppelinstraße ein Maßnahmenbündel zur Einhaltung der Luftschadstoffgrenzwerte darstellt. Er wird damit als geeignet und verhältnismäßig gesehen, eine Senkung der Luftschadstoffbelastung in der Zeppelinstraße zu erwirken. Da für die Einschätzung der Luftschadstoffkonzentrationen Jahresmittelwerte ein wesentliches Beurteilungskriterium bilden, wird mit dem Luftreinhalteplan des Landes Brandenburg für die Landeshauptstadt Potsdam ein Versuchszeitraum von einem kompletten Jahr gefordert, da nur so belastbare Vergleichswerte zur Luftschadstoffminderungswirkung erhoben werden können. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg wurde ein Mindestversuchszeitraum von einem halben Jahr akzeptiert. Dies geht mit den Empfehlungen der Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam einher.
Um das Umsteigen auf den ÖPNV und das Fahrrad für Autofahrer attraktiver zu machen, werden bis zum Start des Modellversuchs im Juli zahlreiche Verbesserungsmaßnahmen entlang der Strecke umgesetzt. Hierzu zählen die Verdichtung des Bustaktes aus Werder, die 2,1 Kilometer lange separate Busspur stadteinwärts, der Park & Ride-Parkplatz am Bahnhof Pirschheide, die neuen Fahrradabstellplätze am Bahnhof Charlottenhof und nicht zuletzt der separate Radweg stadtauswärts. Dieses Maßnahmenbündel entspricht dem zwischen dem Landkreis und der Stadt Potsdam abgestimmten gemeinsamen Vorgehen und den Beschlussempfehlungen der Stadtverordnetenversammlung.
Seit 2015 wird seitens der Landeshauptstadt Potsdam die Herstellung einer neuen Fahrbahn für Busse parallel der Bundesstraße B 1 von Geltow nach Potsdam geplant. Der Abschnitt hat eine Länge von ca. 1,7 Kilometer. Die Planung befindet sich derzeit in der Genehmigung. Darüber hinaus wurde seitens der Landeshauptstadt Potsdam bereits im Juli 2016 die vorhandene Busspur im Bereich Pirschheide verlängert. Zusammen mit der nunmehr auch innerorts markierten Busspur bis zur Kastanienallee steht dem ÖPNV eine eigene unabhängige Spur über 2,1 Kilometer zur Verfügung.
Die Attraktivierung des ÖPNVs und des Radverkehrs entlang der Zeppelinstraße ist damit auf einem guten Weg. Darüber hinaus stellt die Landeshauptstadt für die Verbesserung der Fahrradfreundlichkeit im gesamten Stadtgebiet in diesem Jahr weitere 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die letzte Untersuchung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) bestätigt: Potsdam ist unter den Top 10 der deutschen Fahrradstädte. Mit der Fortschreibung des Radverkehrskonzepts arbeitet die Stadt daran, das Radroutennetz flächendeckend zu vervollständigen und Radverkehrsanlagen und Kreuzungsbereiche zu bauen bzw. zu verbessern.
Potsdam, 19.06.2017Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
