Kleine Adler für sichere Schulwege
Mehr Sicherheit auf Brandenburgs Schulwegen ist das Ziel des neuen Verkehrssicherheitsprojektes „Kleine Adler für sichere Schulwege“, das Verkehrsminister Jörg Vogelsänger und Innenminister Dietmar Woidke heute mit einer fünften Klasse der Grundschule in Glindow gestartet haben. In den nächsten Wochen werden Mädchen und Jungen aus zunächst 100 Grundschulen ausschwärmen, um ihr Schulumfeld auf mögliche Gefahrenstellen zu untersuchen. Die Ergebnisse aus der Kinderperspektive sollen den Erwachsenen helfen, die täglichen Wege zur Schule übersichtlicher und sicherer zu machen.
Dass sich das Projekt in Anlehnung an die Idee der nordrhein-westfälischen „Schulwegdetektive“ an elf- bis zwölfjährige Adler mit ersten „Flugerfahrungen“ richtet, ist vom Netzwerk Verkehrssicherheit als Hauptinitiator wohl bedacht. So meistern Kinder der fünften und sechsten Klassen den Straßenverkehr als Fußgänger oder Radfahrer einerseits zwar schon selbstbewusst – auf der anderen Seite gehören Kinder im Grundschulalter allgemein als unerfahrene Teilnehmer zu den vergleichsweise stark gefährdeten Gruppen in der Unfallstatistik. So waren im vergangenen Jahr in Brandenburg 6- bis 12-Jährige an 538 Verkehrsunfällen beteiligt. Zwei Kinder verloren dabei ihr Leben, 471 Kinder wurden verletzt. Allein 208 der Kinder wurden während der klassischen Schulwegzeiten am Morgen, Mittag und frühen Nachmittag verletzt.
Den lauernden Gefahren zum Beispiel von Überwegen, Bushaltestellen, zugeparkten Straßen oder unübersichtlichen Kurven selbst auf den Grund zu gehen und genau zu dokumentieren, ist der Kern des ressortübergreifenden Projekts von Verkehrs- und Innenministerium. Die Ergebnisse sollen zum Beispiel in die Arbeit der regionalen Unfallkommissionen einfließen, die für die Beseitigung möglicher Mängel zuständig sind. Denkbar ist auch, dass auf Basis der Ermittlungen vor Ort eigene Schulwegpläne erarbeitet werden.
Verkehrsminister Jörg Vogelsänger: „Die Verkehrssicherheit und insbesondere die Schulwegsicherung genießen in der Arbeit der Landesregierung einen hohen Stellenwert. Der anhaltend positive Trend bei der Entwicklung der Unfallzahlen kann sich auch wirklich sehen lassen. Für uns ist das ein großer Ansporn, unsere Arbeit weiterzuentwickeln und noch besser zu werden – zum Beispiel durch die Bündelung verschiedener Partner für sinnvolle Projekte. Ich bin sehr froh, dass wir den ADAC und die Unfallkasse für die Schulweg-Adler als Unterstützer im Boot haben und unsere örtlichen Verkehrswachten auch hier wieder kräftig mitziehen. Ohne das ehrenamtliche Engagement der vielen Helfer wäre eine solch große Verkehrssicherheitsaktion von vornherein nicht denkbar.“
Vogelsänger würdigte auch die vorbildliche Arbeit des Forums und des Netzwerkes Verkehrssicherheit, die das Verkehrsministerium vor Jahren initiiert hatte und die sich längst zu tragenden Säulen der Brandenburger Verkehrssicherheitsarbeit entwickelt hätten. „Sich auf Zielgruppen wie Kinder, Jugendliche oder Senioren zu konzentrieren und sie für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren, ist die absolut richtige Strategie. Und warum das Rad immer neu erfinden, wenn es wie bei der Schulwegerkundung auch woanders gute Ansätze gibt, von denen wir profitieren können. Ich bin sicher, dass die Adleraugen unserer Schüler mindestens genaus so gut sind wie die der NRW-Detektive.“
Innenminister Dietmar Woidke hat eine engagierte Unterstützung des Projekts durch die Polizei angekündigt. „Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, um für noch mehr Sicherheit der Jüngsten im Straßenverkehr zu sorgen. Ich finde es deshalb eine tolle Sache, wenn Kinder die Verkehrssicherheit ihres Schulumfeldes jetzt selbst unter die Lupe nehmen und als wache ‚Kleine Adler’ dabei sicher für manchen neuen Hinweis sorgen. Die Polizei wird sie dabei aktiv unterstützen“, sagte Woidke. So werden Mitarbeiter der Präventionsbereiche aus den neuen Polizeiinspektionen direkt im Projekt mitarbeiten, dem die Polizei auch finanziell unter die Arme greift. „Wir steuern aus den Buß- und Verwarngeldeinnahmen der Polizei 20.000 Euro zum Projekt bei“, versprach der Minister.
Wie Woidke betonte, werde die Polizei auch in ihren neuen Strukturen bei der Verkehrsprävention einen wichtigen Beitrag leisten. Lehrer, Eltern, Erzieher und Sozialarbeiter sollen als Multiplikatoren künftig mehr Schulungsangebote der Polizei erhalten. „Das wird für die Beamten neben der Erarbeitung von Präventionskonzepten künftig die Hauptaufgabe bei der Prävention sein“, erläuterte er. Anregungen verspricht man sich dabei auch aus den flächendeckenden Schulpartnerschaften der Polizei, die sich laut Woidke außerordentlich bewährt haben und weiter ausgebaut werden sollen.
Nach dem heutigen Startschuss, bei dem die Schülerinnen und Schüler dem staunenden Minister-Duo schon erste Ergebnisse von Probe-Erkundungen in Glindow vorstellen konnten, werden zunächst 100 Brandenburger Grundschulen mit dem offiziellen Adler-Equipment ausgestattet. Es besteht pro Schule aus einer Digitalkamera (für die Beweisfotos) und fünf Rücksäcken mit Warnwesten, Stoppuhren, Zollstöcken, Klemmbrettern, standardisierten Fragebögen sowie Kartenmaterial vom jeweiligen Schulumfeld. Vorbehaltlich einer guten Startphase soll das Verkehrssicherheitsprojekt „Kleine Adler für sichere Schulwege“ im kommenden Jahr weiter ausgeweitet werden.
Veröffentlicht von:
Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Brandenburg
