HFF-Mauerfilme: Zwischenwelten im Niemandsland
Die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ setzt am kommenden Donnerstag die Reihe „55 Jahre HFF, 20 Jahre nach dem Mauerfall – Die Geschichte in Filmen“ mit den HFF-Mauerfilmen fort. Der Filmabend „Zwischenwelten im Niemandsland 1989 bis 1999“ präsentiert in zum Teil einmaligen Aufnahmen Alltägliches und Sonderbares, wie es sich entlang der ehemaligen Demarkationslinie unmittelbar nach dem Mauerfall und in den ersten Jahren deutsch-deutscher Einigkeit hier in der Region und weiter im Süden zutrug.
Kerstin Bastian und Michaela Stasch dokumentieren in der Kameraübung „Dornröschen oder was“ (1990) die Demontage der Mauer in Klein Glienicke. Eingemauert ins Grenzgebiet war die Enklave nach der Maueröffnung jedermann zugänglich geworden.
Ihre ganz persönliche Sicht auf die Inselexistenz Klein-Glienickes offenbart Beate Fichtner-Neumann in Im Schatten der Mauer (1990). Eine Zone in der Zone, bewohnt und bevölkert von Bewachern und Bewachten - „einhunderttausend Meilen weit weg von allem anderen“. Wie sah das „normale“ Leben, wie sah der Alltag unter diesen Bedingungen aus? Was wird bleiben, wenn die Mauer fällt? Was werden wir erinnern, wenn uns unsere Kinder in zehn Jahren fragen?
Harmonisch fügt sie sich in die Havellandschaft, die restaurierte Sacrower Heilandskirche, eine Basilika im italienischen Stil, erbaut unmittelbar am Ufer des Jungfernsees. Nach dem 13. August 1961 fand sich das Gotteshaus im Grenzgebiet zu Westberlin wieder. Zum Gottesdienst durfte die Gemeinde das Gebäude nur noch geraume Zeit sehr eingeschränkt nutzen. Ein mit dreifachem Stacheldraht gesicherter Zuweg führte die Gläubigen durchs Niemandsland zum Gebet. Bis „Randalierer“ eines Nachts ganze Arbeit leisteten, Gestühl und Altar zerstörten und die Fenster zerschlugen. Wind und Wetter zogen ein. Die geschnitzten Apostel standen im Regen. Pfarrer Strauß erzählt in Dirk Urbans Grenzzeit (1991) von den Ereignissen damals und heute.
In Drewitz oder Das Gras wächst schneller, als man es hört ging Oliver Rauch 1995 in Drewitz auf Spurensuche. Auf dem Gelände des ehemaligen Grenzkontrollpunkts soll ein Gewerbepark mit Hotels und Freizeiteinrichtungen entstehen ...
Auch das thüringisch-fränkische Mödlareuth war einst durch die Mauer geteilt. Doch vier Jahre nach dem Mauerfall setzte man hier für die Touristen die Grenzanlagen wieder instand. Otto Fischer, 83 Jahre alt, lebt nun nicht mehr in der Sperrzone, dafür im Museum. Susanne Binninger porträtiert ihn in Grenzgänger (1993).
Menschen am Kanal begegnen uns in Bernhard Sallmanns gleichnamigem Film (1999). Der Teltowkanal zwischen den Berliner Stadtbezirken Treptow und Neukölln war von 1961 bis 1989 Teil des Ensembles der Grenzanlagen. Nach dem Mauerfall lag das einst streng bewachte Gelände brach. Statt Grenzsoldaten nur Spaziergänger, Angler und spielende Kinder. Eine Bestandsaufnahme.
Die Veranstaltung ist öffentlich und er Eintritt frei.
Wann:
Donnerstag, den 03.12.09, 17:00 Uhr
Wo:
HFF „Konrad Wolf“
Marlene-Dietrich-Allee-11
14482 Potsdam
Kinosaal
Veröffentlicht von:
HFF „Konrad Wolf“ / Martina Liebnitz
