Handwerk: Konjunkturhoch mit nur leichten Eintrübungen
Das Konjunkturhoch im westbrandenburgischen Handwerk hält an. 91,7 Prozent der Handwerksbetriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut oder zumindest befriedigend. Das ergab eine Umfrage der Handwerkskammer Potsdam unter ihren Mitgliedsbetrieben zur konjunkturellen Lage im dritten Quartal 2012.
Mehr als jeder zweite Befragte (57 Prozent) spricht von einer guten Geschäftslage. Nur acht Prozent geben eine schlechte Bewertung ab, das ist nur ein Prozent mehr als im Herbst 2011.
Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung der befragten Betriebe liegt bei 85 Prozent und damit ein Prozent über dem Vorjahreswert. Mit 91-prozentiger Auslastung ist das Ausbaugewerbe Spitzenreiter, gefolgt vom Bauhauptgewerbe (89 Prozent) und dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf (86 Prozent), zu dem u. a. Metallbauer, Landmaschinenmechaniker und Gebäudereiniger gehören.
Die überwiegend positive Einschätzung der Geschäftslage widerspiegelt sich auch in den Umsatzzahlen. Von einem Umsatzplus sprechen 21 Prozent, dennoch ist ein leichter Abwärtstrend zu beobachten, weil 17 Prozent auch Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Ähnlich sieht es bei der Auftragslage aus, wo 22 Prozent von gestiegener und 15 Prozent von gesunkener Nachfrage berichten.
In diesem Zusammenhang ist auch ein Blick auf die Einkaufs- und Verkaufspreise aufschlussreich: 60 Prozent der Befragten berichten zwar von gestiegenen Einkaufspreisen für Material, Rohstoffe, Energie und Kraftstoffe, jedoch nur 17 Prozent konnten selbst ihre Verkaufspreise gegenüber ihren Kunden erhöhen. „Für das betriebswirtschaftliche Ergebnis ist das wenig befriedigend“, so Kammerpräsident Jürgen Rose. „An diesen beiden Zahlen zeigt sich auch die Härte des Wettbewerbs hierzulande, der zu oft über den Preis ausgetragen wird.“
Die meisten Preissteigerungen meldet aktuell das Nahrungsmittelhandwerk, wo 60 Prozent der Betriebe die Preise erhöht haben. Hintergrund sind vor allem gestiegene Mehlpreise auf dem Weltmarkt.
Das im Handwerk anhaltende Konjunkturhoch zeigt sich auch auf dem Beschäftigtensektor. Jeder fünfte Befragte stellte in den vergangenen Monaten zusätzliches Personal ein, vor allem im Bau- und Nahrungsmittelhandwerk. 71 Prozent – und damit die meisten Betriebe – haben ihre Mitarbeiterzahl aber konstant gehalten. Angesichts zunehmender Fachkräfteknappheit wird es für jedes Unternehmen immer wichtiger, qualifizierte Mitarbeiter an den Betrieb zu binden.
Besondere Brisanz hat die Besetzung von freien Ausbildungsplätzen; die Betriebe haben immer größere Probleme, geeigneten Berufsnachwuchs zu finden. Zum 1. Oktober 2012 gab es bei der Handwerkskammer Potsdam 1.197 neu abgeschlossene Lehrverträge, 45 weniger als zum gleichen Stichtag 2011.
Aussichten
Auch wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre geht, bleibt das Handwerk im Kammerbezirk Potsdam optimistisch. Drei von vier Befragten erwarten, dass sich ihre Geschäftslage nicht verändern wird; 14 Prozent hoffen sogar auf eine Verbesserung, nur die wenigsten (12 Prozent) befürchten eine Verschlechterung.
Ähnlich sieht es bei der erwarteten Auftragslage und Umsatzentwicklung aus, wo ebenfalls die Mehrheit von einer gleichbleibenden Situation ausgeht. Auch beim Personal sind Veränderungen nicht in Sicht. 89 Prozent wollen den derzeitigen Mitarbeiterstamm konstant halten. Neueinstellungen haben nur vier Prozent vorgesehen.
„Die 17.460 Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Potsdam schauen zuversichtlich in die Zukunft, aber nicht euphorisch“, so das Resümee von Kammerpräsident Jürgen Rose. Die größten Zukunftsängste gibt es in Bezug auf die Einkaufspreise für Material, Rohstoffe, Energie usw. Hier befürchten 60 Prozent Preissteigerungen, obwohl die EEG-Umlage zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht beschlossen war. Dass sie für das Handwerk eine deutliche Zusatzbelastung ab 2013 sein wird, daran ließ der Kammerpräsident keine Zweifel.
Potsdam, 18.10.2012Veröffentlicht von:
Handwerkskammer Potsdam
