Gedenkstätte Lindenstraße: Tag der offenen Tür, Theater und Sonderausstellung
Die Gedenkstätte Lindenstraße widmet sich mit einigen Veranstaltungen der 25. Wiederkehr des Tags der deutschen Einheit. Das Neue Forum war es, das Anfang 1990 zu einem ersten Tag der offenen Tür in das ehemalige Untersuchungsgefängnis der Potsdamer Stasi einlud. 25 Jahre später gehört das „Haus der Demokratie“ dank des Engagements vieler ehemaliger Häftlinge und Förderer zu den zentralen Gedenk- und Erinnerungsorten in Potsdam und Brandenburg. Die Deutsche Einheit machte eine umfassende Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte an diesem Ort erst möglich. Der Tag der Deutschen Einheit bietet nicht nur die Möglichkeit zurückzuschauen, sondern immer auch Anlass, die Perspektive zu weiten und sich dem tiefgreifenden Wandel zu widmen, der durch die Friedliche Revolution und die Deutsche Wiedervereinigung eingeleitet wurde.
Jeweils um 10, 13, 14, 16 und 18 Uhr finden am 3. Oktober Führungen durch den ehemaligen Haft- und Gerichtsort statt. Das Haus ist für einen Tag der offenen Tür geöffnet.
Das Programm im Haus widmet sich in diesem Jahr Perspektiven auf 25 Jahre Deutsche Einheit. Um 14:30 Uhr wird zu einem Vortrag über die 89er-Herbstrevolution in der Brandenburgischen Provinz eingeladen. Der Zusammenbruch der DDR-Gesellschaft wirft noch heute Fragen auf. Wie kam es dazu? Wer war verantwortlich? Der Mythos spricht von wenigen mutigen Oppositionellen und einem inaktiven Volk. Statistisch gesehen hinkte Brandenburg den Massenprotesten im Herbst 1989 hinterher. Doch Dr. Peter Ulrich Weiß (HU Berlin) präsentiert neue Erkenntnisse, die zeigen, wie vielschichtig die Friedliche Revolution in Brandenburg war.
Ab 15 Uhr liest Heidelore Rutz aus ihrer Biografie „Klopfzeichen. Mein Weg in die Freiheit: vom DDR-Ausreiseantrag zum Häftlingsfreikauf“. Der Ausreiseantrag bringt Familie Rutz 1983 ins Visier der Stasi. Bei einer Schweigedemonstration in Jena verhaftet, folgt die Untersuchungshaft in Potsdam. Für fünf Monate sind „Klopfzeichen“ die einzige Möglichkeit, mit anderen Insassen zu kommunizieren, der Isolation zu entkommen. Für Heidelore Rutz steht fest: Was uns hier angetan wird, darf nicht vergessen werden. Nach ihrem Freikauf im Mai 1984 beginnt sie, das Erlebte aufzuschreiben.
Das theater 89 spielt um 17 Uhr seine Fassung von „HAFTHAUS“ – Theaterstück nach den Erinnerungen und Briefen des ehemaligen Häftlings Ralf-Günther Krolkiewicz. Ralf-G. Krolkiewicz (1955–2008) wird im Juli 1984 von der Stasi verhaftet. Mit seinen kritischen Texten habe er die „öffentliche Ordnung der DDR herabgewürdigt“. Vier Monate wird er im Stasi-Gefängnis Potsdam festgehalten. Seine Erinnerungen und Briefe ergeben ein berührendes Zeugnis vom Übergriff des Politischen ins Private. Der Eintritt ist frei.
Außerdem laden die Gedenkstätte Lindenstraße und der Verein Perspektive3 e.V. zur Eröffnung der Sonderausstellung mit anschließendem Empfang:
Perspektiven auf die Deutsche Einheit: Die Dritte Generation Ostdeutschland – eine Sonderausstellung vom 3. Oktober bis 8. November 2015
Dokumentarische Foto- und Filmarbeiten von Sven Gatter, Dörte Grimm und Nadja Smith
Ostdeutsche Künstler der so genannten Dritten Generation Ostdeutschland zeigen, wie sie die Transformation Ostdeutschlands auf persönlicher und künstlerischer Ebene betrachten und verarbeiten. Die Sonderausstellung erfolgt in Kooperation mit dem Verein Perspektive hoch 3 e.V. Eröffnung ist am 3. Oktober 2015 um 12 Uhr. Die Künstlern sind am 1.10. um 16 Uhr und am 3.10, 11 Uhr vor Ort.
Weitere Informationen erhalten Sie von Kerstin Lorenz, Gedenkstätte Lindenstraße,
Telefon 0331 / 289 6114, info@gedenkstätte-lindenstrasse.de.
Potsdam, 30.09.2015Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam
