Ein gutes Jahr: Saisoneröffnung in Petzow
Ein Brandenburger Nischenprodukt entwickelt sich immer mehr zum Motor für Innovationen und Vermarktungsideen im Gartenbau: Am kommenden Sonnabend (1. September) startet im Frucht-Erlebnis-Garten Petzow mit Brandenburgs Agrarstaatssekretär Rainer Bretschneider das 9. Sanddornerntefest. Die märkische Streusandbüchse bietet günstige Anbaubedingungen für das Wildgehölz. Als besonders günstig erweisen sich die Lagen rund um Werder. Aktuell wird hier eine gute Ernte erwartet. Es gab im Frühjahr optimale Befruchtungsbedingungen und ausreichend Niederschläge sowie Wärme im Sommer.
Bretschneider: „Beim Sanddorn ist unser Land seit Jahren spitze. Nach 1990 haben Brandenburger Gartenbaubetriebe und Gartenbauwissenschaftler dieses Know-how weiter gepflegt und die Beere, die bei uns ein Nischenprodukt ist, aber in Asien stark nachgefragt wird, zu einer weithin erfolgreichen Marke der Brandenburger Agrar- und Ernährungswirtschaft entwickelt.“
Der Sanddorn wird in Brandenburg nicht nur angebaut, sondern findet im Land eine vielfältige Veredlung in Form von Säften, Kosmetik, Sanddorn-Fruchtfleischölen, Sanddorn-Kernölen, Sanddorn-Pulver, Sanddornsirup, Sanddorn-Sonnenschutz, Marmeladen, Wein und Bränden.
Die heute am meisten verbreiteten Sorten in Mitteleuropa gehen auf Züchtungen aus DDR-Zeiten zurück. Dadurch konnte bereits 1971 die Sorte ´Auslese Rügen´ herausgebracht werden. Es folgten die Sorten ´Leikora´, ´Askola´, ´Frugana´, ´Dorana´, ´Pollmix´ und ´Hergo´. 1982 wurde die Arbeitsgemeinschaft Sanddornanbau ins Leben gerufen, die sich um die Sortenwahl, die Verwertung und die Mechanisierung der Ernte kümmerte.
1989 erreichte der Sanddorn in Brandenburg eine Fläche von 200 Hektar. In diesem Jahr wird das Wildobst landesweit auf 300 Hektar in Frankfurt (Oder) sowie in den Kreisen Barnim, Havelland, Märkisch-Oderland, Oder-Spree, Ostprignitz-Ruppin, Dahme-Spreewald, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming kultiviert. Hauptanbauregion ist Potsdam-Mittelmark mit 190 Hektar. Die Anbauflächen wachsen weltweit, besonders in den asiatischen Ländern. Neue Produkte sind gefragt.
Die Qualität des Rohstoffs ist weltweit sehr unterschiedlich. Da in Deutschland fast ausschließlich in Bioqualität angebaut wird, sind die Chancen für Sanddorn „Made in Germany“ für den heimischen Markt und darüber hinaus groß.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Sanddorns ist wahrscheinlich Zentralasien, von wo aus der Heilbringer in Richtung Europa kultiviert wurde. Seine Ansprüche an Boden sind Null. Es gilt der ansonsten eher ungewöhnliche Grundsatz: Karger Boden – bester Wuchs; bester Boden – schlechter Wuchs. Die Beeren enthalten eine geballte Ladung der Vitamine A, B, C, E und K, ungesättigte Fettsäuren, Mineralien und andere Spurenelemente. Der Vitamin C-Gehalt übertrifft den der Zitrone um das Zehnfache. Neben allen möglichen Anwendungen in Nahrungsmitteln gibt es auch eine breite Palette von kosmetischen Rezepturen auf der Basis von Sanddorn.
Doch macht es der Sanddorn nicht leicht, seine guten Seiten kennen zu lernen: Bei Anbau und Verarbeitung verhält er sich geradezu kratzbürstig. Erschwert wird die Nutzung auch dadurch, dass es beim Sanddorn „Männer“ und „Frauen“ gibt, die erst einmal zueinander kommen müssen, damit Beeren reifen. Zur Windbestäubung wird auf neun weibliche Pflanzen in der Regel eine männliche gestellt.
Die Familie Berger in Petzow bewirtschaftet derzeit auf 100 Hektar Sanddorn. Die Sorten ´Leikora´, ´Hergo´ und ´Askola´ sowie ´Habego´ wachsen hier in Bio-Qualität. Unterstützt aus dem Förderprogramm für die Ländliche Entwicklung wurde aus dem Unternehmenssitz der Frucht-Erlebnis-Garten mit Gastronomie und Hofladen entwickelt. Hier können Besucher natürlich viel über Sanddorn erfahren – vor allem aber riechen, schmecken und kaufen. Rund 50 Sanddorn-Kreationen sind im Angebot.
Potsdam, 29.08.2012Veröffentlicht von:
Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Brandenburg
