Diakonie in der DDR - Lesung mit Pfarrer Werner Braune
Am 12. November 2009 um 18.30 Uhr liest Pfarrer Werner Braune in der Oberlinkirche aus seinem autobiografischen Buch „Abseits der Protokollstrecke – Erinnerungen eines Pfarrers an die DDR“. Darin reflektiert der frühere Direktor der Stephanus-Stiftung den Alltag in der Diakonie unter der sozialistischen Diktatur. Im Gespräch mit Martin Jeutner wird dabei die christliche Sozialarbeit für Menschen mit Behinderungen sowie alte und kranke Menschen in der DDR beleuchtet.
In seinem Buch erzählt Werner Braune sehr authentisch gegen welche Unannehmlichkeiten Mitarbeiter der Kirche und Diakonie in der DDR kämpften, wie sie sich für Behinderte einsetzten, wie überlebenswichtig Beziehungen waren und wie viel Kraft und Einsatz das im Alltäglichen bedurfte. Dabei werden auch persönliche Erlebnisse lebendig: Wie er Stasi-Mitarbeiter vor die Tür setzte, die Dissidenten Freya Klier und Stephan Krawczyk nach Westdeutschland brachte und Erich Honecker im Krankenhaus besuchte.
Eine besondere Herausforderung im diakonischen Alltag war die „Sozialistische Planwirtschaft“. Gute Fachkräfte, dringend notwendiges Baumaterial oder fehlende Telefonanschlüsse – alles war schwer zu bekommen. Deshalb waren „Beziehungen“ nach Westen im Osten sehr wichtig.
In seinem autobiografischen Bericht erinnert der Autor sich eines Systems, das sich zwar als humanistisch verstand, aber die Würde des Menschen missachtete. Kurz vor seinem Tod soll Erich Honecker gesagt haben, dass er die Kirche liebe und es in der DDR zu keinen ernsthaften Differenzen zwischen Staat und Kirche gekommen sei. Makaber, wie Braune findet, denn der Alltag in der DDR sah für ihn, den Gemeindepfarrer und Direktor eines diakonischen Trägers ganz anders aus. Werner Braune schreibt offen, beschönigt nichts und wendet sich konsequent gegen eine allzu verherrlichende Rückschau.
Das Oberlinhaus spielt für Werner Braune eine ganz besondere Rolle. Am 13. August 1961 stellte die Geschichte hier eine ganz wesentliche Weiche für sein weiteres Leben.
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Oberlinhaus
