Videobotschaft der Gleichstellungsbeauftragten zum Valentinstag
One Billion Rising Corona-bedingt als Social Media-Aktion
In einer Videobotschaft in den sozialen Medien zum Valentinstag ruft die Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth, Nachbarinnen, Freunde, Verwandte, Arbeitskolleginnen dazu auf, besser hinschauen, sobald sie merken, dass sich in Familien Konflikte anbahnen. „Ein gutes Gespräch am Telefon oder per Mail kann unterstützend wirken“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. „Nicht jeder Streit ist häusliche Gewalt. Droht jedoch eine Situation zu eskalieren, wenden Sie sich an die Polizei oder nehmen Sie Kontakt zu Fachberatungsstellen oder zum Frauenhaus auf, telefonisch oder digital“, so Martina Trauth.
Die Videobotschaft der Gleichstellungsbeauftragten ist Teil einer vom Potsdamer Frauenzentrum initiierten Social Media-Aktion als Alternative zum Aktionstag One billion Rising. Dieser hat in den vergangenen Jahren immer am 14. Februar auf dem Alten Markt stattgefunden. Mit Musik und Tanz wurde gegen Gewalt an Frauen demonstriert. Aufgrund des Lockdowns ist dies in diesem Jahr nicht möglich.
Stattdessen wird seit Montag dieser Woche jeden Tag eine Videobotschaft von einer Frau des öffentlichen Lebens in die sozialen Netzwerke gepostet. Mitgewirkt haben u.a. auch die Familienministerin des Landes Brandenburg Ursula Nonnemacher sowie die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg.
„Im Lockdown werden vorhandene Missstände häuslicher Gewalt schlimmer“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Ständige Nähe in der Wohnung, Homeoffice, Kinderbetreuung zu Hause und Existenzängste führen zu hohen Belastungen in Familien. Fehlende soziale Kontrolle und der Mangel an Möglichkeiten, sich Gewaltsituationen zu entziehen, verschärfen die Situation vieler Frauen und Kinder.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Anstieg von Anrufen beim bundesweiten Hilfetelefon. Ebenso verzeichnet die Polizeistatistik Potsdam (POLAS) die Zunahme von häuslicher Gewalt beim ersten Lockdown. Im Zeitraum 01.03.2020 bis 22.07.2020 gab es insgesamt 1.840 Vorgänge im Kontext „Häusliche Gewalt“. Damit wurden 332 Fälle bzw. 22,0 % mehr registriert als im Vorjahreszeitraum (2019: 1.508 Fälle). Dazu zählen auch 28 Fälle gemäß Gewaltschutzgesetz (2019: 29 Fälle). Auch bei der Opferhilfe des Landes Brandenburg suchten nach dem Ende des ersten Lockdowns in den Monaten Juni und Juli mehr als doppelt so viele Betroffene Unterstützung in der Potsdamer Opferberatungsstelle/Traumaambulanz als im vergleichbaren Zeitraum der vorangegangenen Jahre.
Martina Trauth ruft auch die Betroffenen selbst dazu auf, sich Hilfe zu holen: „Ich möchte Frauen und Mädchen ermutigen, Menschen anzuzeigen, die Gewalt gegen sie ausüben. Gewaltausübung ist nicht hinnehmbar, weder im öffentlichen noch im privaten Raum. „Eine Entschuldigung für Gewalt darf es nicht geben“, sagt Martina Trauth, „auch nicht in Form einer Rose. Deswegen sollte an jedem Valentinstag an erster Stelle das Versprechen der Gewaltfreiheit und der Wertschätzung stehen“.
Besorgniserregend findet die Gleichstellungsbeauftragte auch die Zunahme der digitalen Gewalt. Stalking, Belästigung, das Onlinestellen privater Inhalte und intimer Bilder, das Ausspähen mit spezieller Software, Vergewaltigungsdrohungen, Verbreitung gefilmter Vergewaltigungen – digitale Gewalt gegen Frauen hat genauso wie körperliche und seelische Gewalt viele Formen und Ausprägungen. Nach Martina Trauth steckt die Bekämpfung dieses Themas noch in den Kinderschuhen: „Wir brauchen auch die Sensibilisierung von Polizei und Justiz sowie eine kritische Debatte über digitale Gewalt im öffentlichen digitalen Raum sowie besser ausgestattete Fachberatungsstellen, um dem wachsenden Phänomen der digitalen Gewalt entgegen treten zu können“ sagt sie.
Auch am „Tag der Liebe“ sind Frauen von sexueller und physischer Gewalt betroffen. Darum sind die Beraterinnen des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ am Valentinstag 24 Stunden unter der 08000 116 016 und online auf www.hilfetelefon.de erreichbar – anonym, kostenfrei und in 17 Fremdsprachen.
Potsdam, 14.02.2021
Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
