Schwenkows Seeoper war ein Schuss ins Blaue
Mit Bedauern reagiert die Potsdamer SPD auf den Weggang der Deutschen Entertainment AG aus Potsdam. Das Projekt einer Seeoper soll statt auf Hermannswerder nun in Berlin-Wannsee am Strandbad realisiert werden. Bereits seit einiger Zeit hatten die Projektentwickler nach einem zweiten Standort als Alternative zur Landeshauptstadt gesucht. Laut Veranstalter ist die nicht umgehend erfolgte Genehmigung seitens der Stadtverwaltung Grund für die Absage, über die die Potsdamer Politik bis zuletzt nicht informiert wurde.
Aus Sicht der Sozialdemokratie war das ordentliche Bebauungsplanverfahren als Absicherung gegen etwaige Unsicherheiten gedacht. „Niemand hat hier jemanden versenkt oder vergrault“, so der stellvertr. Fraktionsvorsitzende in der Stadtverordnetenversammlung Till Meyer: „Eine Seebühne braucht ein sicheres Fundament, damit sich keiner nasse Füße holt.“ Wo Schnellschüsse statt Sorgfalt gefordert würden müsse man misstrauisch werden.
Das Seeoper-Projekt war entgegen dem Wunsch vieler Potsdamerinnen und Potsdamer sowie zahlreicher Stadtverordneter nicht an der Schiffbauergasse geplant. Das von den privaten Projektentwicklern ins Auge gefasste Gelände auf Hermannswerder war stattdessen ein der Europäischen Union gemeldetes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet, ein Landschaftsschutzgebiet und eine Wasserschutzzone, über das man „nicht hemdsärmelig“ hätte entscheiden können, so Meyer. „Ich bedauere die Entscheidung. Schwenkow und Dammann werfen die Flinte zu schnell ins Korn. Das lässt Rückschlüsse darauf zu, wie sehr die Veranstalter an Potsdam hingen.“
Die Projektentwickler wollten das Großereignis innerhalb von einem dreiviertel Jahr aus dem Nichts stemmen. Eine Einbeziehung der Öffentlichkeit von Anfang an und ein sensibler Umgang mit Anwohnern und Anrainern, den Potsdamer Naturschützern und Kultureinrichtungen wären dem Vorhaben dienlich gewesen. Meyer: „Kommunikation muss man einplanen. In Zeiten von Stuttgart 21 lassen sich Vorhaben dieser Größenordnung nicht ohne Bürgerbeteiligung, Transparenz und langem Atem umsetzen – gerade in einer blühenden Stadt wie Potsdam mit einer anspruchsvollen und engagierten Bevölkerung.“
Auch am Wannsee stünden die Veranstalter vor der Herausforderung, die notwendigen Gespräche und Genehmigungsverfahren mit hohem Aufwand zu begleiten. Meyer: „Dort, wo es besonders schön ist, viele Menschen leben und man kulturell und in Punkto Infrastruktur nicht bei Null beginnen muss, passiert nichts über Nacht. Das ist auch gut so!“
Die Potsdamer SPD hatte sich von Anfang an zum Vorhaben bekannt und auch die Probleme des Naturschutzes und der Verkehrserschließung für lösbar gehalten. Allerdings hatten die SPD-Kulturpolitiker Schwierigkeiten mit dem geplanten Namen „See Festspiele Potsdam“, der zu Lasten der bereits erfolgreich etablierten Musikfestspiele gegangen wäre. Meyer bot an, dass man am Standort Schiffbauergasse, „vor der malerischen Kulisse des Babelsberger Parks“ gerne bei der Realisierung eines Open-Air-Events mit neuem Konzept und neuem Namen helfen würde.
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SPD Potsdam
