Blaue Flecken an der Seele - Mobbing unter Jugendlichen
Gewalt muss nicht immer blutende Wunden verursachen: Weit öfter als von körperlichen Attacken sind Kinder und Jugendliche von Mobbing betroffen - Angriffen auf die psychische Unversehrtheit, die blaue Flecken an der Seele hinterlassen. Psychoterror hat viele Facetten: Hänseln, Drohen, Bloßstellen - oder kollektive Ausgrenzung. Mobbing ist ein gesellschaftliches Problem der Ellbogen- und Individualgesellschaft. Besonders schwierig ist die Situation dann, wenn Betroffene die Gruppe nicht einfach verlassen können. Für Erwachsene gilt das etwa am Arbeitsplatz, für Kinder und Jugendliche besonders in der Schule. Mobbing im Klassenverband gehört deshalb zu den häufigsten Formen psychischer Gewalt. Opfer werden geschubst, ihnen werden Sachen weggenommen oder beschädigt, Aufschriebe aus dem Unterricht werden vernichtet. Nicht selten schlägt der Psychoterror irgendwann in handfeste physische Gewalt um, auf dem Schulhof oder dem Schulweg erfolgen Bedrohungen oder tätliche Übergriffe.
Der Beginn eines neuen Schuljahrs wird von Betroffenen oft mit Angst erwartet, ist er doch häufig die Fortsetzung der Pein. Der Mobbing-Test der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes hilft potentiellen Mobbing-Opfern anhand von 27 Fragen, ihre eigene Situation zu reflektieren: "Du wirst nie von Deinen Mitschülern eingeladen? Du warst in letzter Zeit öfter gereizt? Man lacht über Dich?" - die Indikatoren sind vielseitig und ergeben ein differenziertes Ergebnis. Wer sich nach dem Test als Mobbing-Opfer fühlt, wird nicht allein gelassen: Wertvolle Tipps für den Umgang mit Psychoterror, vor allem aber Adressen und Telefonnummern von (anonymen) Beratungsstellen hält die Polizei bereit.
Im Medienpaket „Abseits" zur Gewaltprävention an Schulen greift die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes das Thema Mobbing ebenfalls auf. In einer kurzen Filmsequenz wird ein Fall exemplarisch dargestellt. Er soll ergänzt durch weiteres Unterrichtsmaterial im Filmbegleitheft einen Impuls zur Diskussion in der Klasse über den Umgang untereinander geben.
Darüber hinaus regt die Polizei die Einrichtung von Streitschlichtern in der Schule an. Das Verfahren, in dem Schülerinnen und Schüler als Unparteiliche in Streitfällen zwischen Schülern vermitteln, hat sich bereits in vielen Regionen bewährt. Die Streitschlichtung findet nur dann statt, wenn beide Konfliktparteien dem Verfahren zustimmen. Ziel der Streitschlichter ist es nicht, einen Schiedsspruch zu fällen oder die Schuldfrage zu klären. Vielmehr ist es deren Aufgabe, den Konfliktparteien Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten, damit sie ihren Konflikt selbständig und konstruktiv lösen können. Mobbing-Opfern will die Polizei auch Mut machen, die Initiative zu ergreifen: Sie haben nichts zu verlieren - außer der Angst.
Veröffentlicht von:
Polizei Brandenburg
